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.Früher hatte Bernina manchmal insgeheim vermutet, dass die Wildheit seiner Natur eines Tages zum Ausbruch kommen und ihn zum Aufbruch zwingen würde, irgendwohin, weit weg von dieser braven, gleichförmigen Existenz, die das Leben mit Bernina ihm bot.Heute wusste sie, dass diese Annahme falsch gewesen war – heute wusste sie, wie sehr er mit ihr und dem Petersthal-Hof verwachsen war.Und durch die jüngsten Ereignisse hatte es sogar eine Art Verbrüderung zwischen Nils Norby und den Menschen von Teichdorf gegeben.Norby war nicht wie die anderen, würde es niemals sein, und doch schien man sich ein großes Stück angenähert zu haben.Die Tage nach dem Regen, als der August sein Ende fand, waren gute Tage für Bernina.Nur in den Nächten, als Nils längst eingeschlafen war und die Dunkelheit vor dem Schlafzimmerfenster von grauen Mustern zerkratzt wurde, schlich sich eine gewisse Beklemmung ein.Träume weckten sie, wirre Bilder, die sich ineinander verwoben, sich wieder voneinander lösten.Sie hörte Stimmen, ein wahres Durcheinander menschlicher Laute, aus denen nur eine einzige immer aufs Neue herausstach: Mentiris Stimme.Was er sagte, blieb allerdings undeutlich.Und gelegentlich, leise, kaum hörbar, war es eine helle Kinderstimme, die Bernina dazu brachte, ihren Körper im Schlaf wild hin und her zu werfen, bis sie schließlich die Augen aufriss und an die Decke starrte, voller Angst, erneut einzuschlafen.Sie wusste nie, ob es die Stimme ihrer Tochter war.Die Stimme, mit der das kleine Mädchen gesprochen hätte, wäre es am Leben geblieben.Adelheid hätte es geheißen, nach Berninas Mutter, der Krähenfrau, und Bernina hatte sich so sehr darauf gefreut, die Kleine Heide oder Heidi zu rufen.Tagsüber gelang es Bernina, die nächtlichen Erscheinungen zu verdrängen.Ab und zu jedoch, während eher eintönigen Arbeiten, schlichen ihre Gedanken zurück zu Mentiri.Auch jetzt noch wunderte sie sich, wie viel er über sie gewusst hatte, auch über seine Bemerkungen, die Robert von Falkenberg betrafen, Berninas Vater, der so früh gestorben war, dass sie keine Erinnerung an ihn besaß.Vor Kurzem, in Mentiris unterirdischem Büchergewölbe, hatte sie eine plötzliche, fast schon vergessene Neugier darauf verspürt, ein genaueres Bild ihres Vaters zu erhalten.In früheren Jahren hatte sie seine Familienchronik gelesen, mehrere Male, hatte dabei Lesen geübt und es verbessert – und ein gewisses Gefühl dafür bekommen, vom wem sie abstammte.Doch bei diesen Schilderungen war Robert von Falkenberg selbst im Hintergrund und für Bernina eher vage Vorstellung als ein Mensch aus Fleisch und Blut geblieben.Viel gab es zu tun auf dem Hof, die verlorene Zeit musste aufgeholt werden.Bernina und Nils erhielten Unterstützung durch den Knecht Ferdinand, der eigentlich zum Fluck-Hof gehörte.Es war üblich, dass man sich gegenseitig aushalf.Neben Ferdinand, der ebenfalls bei der Bürgerwehr mitmachte und mutig gegen die Söldner gekämpft hatte, packten weitere Hilfskräfte auf dem Petersthal-Hof mit an.Es war in einer der letzten Nächte im August, als Bernina und Nils sich liebten, ungestümer, spielerischer und ausdauernder als sonst.Danach, in den Stunden bis zum Morgengrauen, hörte Bernina erstmals nichts von der hellen Kinderstimme, die für gewöhnlich ihre Nächte begleitete.Ruhig und ungestört schlief sie, bis sie gestärkt erwachte, herrlich ausgeruht, und Nils mit einem Kuss weckte.Es war auch einer jener letzten Augusttage, als nach langer Zeit wieder Berichte über Soldaten von Mund zu Mund gingen.Ein durchreisender jüdischer Händler war angeblich der Erste gewesen, der davon sprach.Soldaten in der Nähe, kein Aufmarsch großer Truppenverbände, sondern eine kleinere, jedoch gewiss kampfstarke Einheit, die sich auf kaum genutzten Pfaden durch die Täler und über die Bergkuppen des Schwarzwaldes vorwärtsschlängelte.Im einzigen Gasthof Teichdorfs wurde eilends eine Versammlung einberufen.Pfarrer Egidius Blum traf mit ernster, von Sorgenfalten zerfurchter Miene ein, die Bürgerwehr erschien vollzählig [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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