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.Sie blieb stehen und wandte sich noch einmal um, schien zu zögern.Er sprang vom Kutschbock.»Hast du etwas Neues in Erfahrung bringen können?«»Korbinian lebt … er ist hier.«»Bei allen … hast du mit ihm gesprochen?«»Der Abt hat mir davon abgeraten.Korbinian braucht viel Ruhe, um zu sich selbst zurückzufinden.Sebastian, er erinnert sich nicht mehr an mich.«»Du meinst, er hat sein Gedächtnis verloren?«»Er weiß seinen Namen und dass er aus Nürnberg stammt.Das ist alles.«Sie fasste nach der Wand des Wagens und zog sich hinauf.Er tat es ihr gleich.Dann berichtete sie dem Bruder, was der Prälat ihr über Korbinian erzählt hatte.»Er lebt, das ist für mich das Wichtigste«, schloss sie, während Sebastian den Wagen auf die Straße nach Nürnberg lenkte.Den Rest der Fahrt versank Anna in Schweigen, bis sie am Weißen Turm vorüberrollten, um bald darauf das Haus des Malers zu erreichen.Auch Agnes und Albrecht Dürer waren froh über die wunderbare Nachricht.Frau Dürer zog Anna an sich.»Liebe Anna, seid versichert, Ihr könnt Euch, wann immer der Pferdewagen nicht benötigt wird, seiner bedienen, um Euren Gatten zu besuchen.Die verlorene Arbeitszeit könnt Ihr jederzeit nachholen.«»Danke, Frau Dürer.«Im vergangenen Herbst, so erinnerte sich Anna in diesem Moment, hatte sich Korbinian bei einem ihrer Besuche im Haus der Dürers die neuen Arbeiten des Meisters angesehen.Dabei war sein Blick auf einige Kreidezeichnungen gefallen, darunter ein Konterfei Kaiser Maximilians.Es handelte sich um eine Studie für ein wesentlich größeres, auf eine Holztafel gemaltes Brustbild des vor sechs Jahren verstorbenen Herrschers.Korbinian hatte noch nie mit Farbkreiden gearbeitet, wie er freimütig zugab.»Ihr solltet es einmal versuchen, Dietl«, war Dürers Rat gewesen, und er hatte ihm einige der Kreiden zur Verfügung gestellt.Diese sowie einen Stoß Papierbögen händigte Anna bei ihrem nächsten Besuch im Kloster einige Tage später dem Prälat aus und bat ihn, Korbinian die Zeichenutensilien zu übergeben.»Gott zum Gruße, lieber Herr Dietl.«Korbinian hob den Kopf von seiner Suppenschale.»Bruder Johannes, seid mir gegrüßt.Was kann ich für Euch tun?«»Ich habe eine Nachricht für Euch.«»Ich hoffe sehr, eine gute, Herr Prälat.«»Das will ich meinen.Ihr wisst ja, dass ich Euch schon vor längerer Zeit fragte, ob Ihr eine Ehefrau und Kinder habt.Erinnert Ihr Euch an unser letztes Gespräch?«Regungslos blickte Korbinian in Wencks Gesicht.»Ja, wieso?«»Ihr seid verheiratet, Herr Dietl, und Ihr habt eine kleine Tochter.«Korbinian schnappte nach Luft.»Woher wisst Ihr das?«»Eure Gattin war heute hier in Heilsbrunn.«»Meine Gattin?« Angestrengt suchte er in seinem Gedächtnis nach einem Gesicht, einer Erinnerung oder irgendetwas, womit er seine Frau in Verbindung bringen konnte.In ihm blieb jedoch alles still.»Wie heißt sie?«»Anna Dietl und Eure Tochter trägt den Namen Magdalena.«Korbinian horchte in sich hinein.Aber das Einzige, was die Nennung dieser beiden Namen in ihm auslöste, war ein bohrender Schmerz in seinem Kopf.Er presste die Hände gegen die Schläfen, als könnte er damit die Erinnerungen zurückholen, die auf ewig verloren zu sein schienen.Meine Frau.Wie das klang.Wer war sie? Wie sah sie aus? Sah seine Tochter ihr ähnlich? »Meine Frau war hier? Wie sieht sie aus? Ich meine, welchen Eindruck hat sie auf Euch gemacht?«, fragte er gepresst.Wenck lächelte.»Sie ist bezaubernd, wenn Ihr mir diese Bemerkung erlaubt.« Er beschrieb Korbinian Annas Erscheinung.»Sie wirkte gefasst und sorgt sich offenbar sehr um Euch.Wobei ich mich frage, um wen ich mir größere Sorgen machen sollte.Allerdings ist die Situation für sie auch von besonderer Schwere.Sie wollte Euch sofort mit nach Hause nehmen, aber ich habe ihr davon abgeraten.«»Warum das?«»Ihr solltet mit der Rückkehr in die Stadt noch etwas warten, bis Ihr Euch ausreichend gestärkt fühlt, um Eurem Leben neu zu begegnen, Herr Dietl.«Der Abt legte einen großen Stoffbeutel auf den Tisch.»Seht nur, was Eure Gemahlin heute für Euch hiergelassen hat.«Korbinian beäugte das Mitbringsel nachdenklich.Er öffnete die Verschnürung und holte mehrere farbige Kreiden und drei zusammengerollte Papierbögen hervor.Auch seine Tonpfeife und einen Leinenbeutel, prall gefüllt mit getrockneten Kräutern, förderte er zutage.»Ihr habt eine gute Frau«, bemerkte der Prälat und betrachtete die Zeichenutensilien interessiert.»Ihr seid ein angesehener Buchmaler, wie sie mir berichtete.«Ein Buchmaler? Korbinian wog die Kreiden in der Hand.Ein Bild formte sich vor seinen Augen, ein Raum voller Bücher, ein Tisch mit Farben, Tiegeln, Pinseln und Stiften.Die Gestalten zweier Männer, die ihn aufgesucht hatten.Einer von ihnen schien ihm vertraut zu sein, aber der Name wollte ihm nicht einfallen.»Nun könntet Ihr wieder malen«, sprach der Abt weiter.Für eine Weile wurde es still zwischen ihnen.»Ja, vielleicht.Wenn meine Hände mitmachen.Sie zittern manchmal unkontrolliert, wie Ihr wisst«, erwiderte Korbinian und ahnte, die Kreiden und Papierbögen würden vorerst unangetastet bleiben.KAPITEL 48Anna umfasste den Klingelzug der Abtei und zog kräftig daran.Seit ihrem letzten Besuch im Kloster hatte sie eine Woche verstreichen lassen.Im oberen Teil des Tores öffnete sich das Fenster, und ein rundes, runzeliges Gesicht erschien in der Öffnung.Wie bei allen Mönchen schmückte ein schmaler Haarkranz den kahl geschorenen Schädel.Die Wache musste gewechselt haben, denn der Mann war ihr unbekannt.»Was ist Euer Begehr?«»Mein Name ist Anna Dietl.Mein Gatte hat vor einiger Zeit hier im Kloster Aufnahme gefunden.« Sie zog die von Abt Wenck unterschriebene Genehmigung aus dem Beutel und zeigte sie dem Mann.Ein Riegel wurde zurückgeschoben, und der Torhüter bedeutete ihr, näher zu treten.Anna bedankte sich und schlug wie gewohnt den Weg zum Haupthaus ein, in dem ihr ein Mönch mit einer spitzen, himmelwärts strebenden Nase entgegentrat, den sie bei einem ihrer Besuche als Bruder Titus kennengelernt hatte.»Seid mir gegrüßt, Frau Dietl.Heute ist es also so weit, nicht wahr?«»Ja, heute werde ich meinem Mann nach Wochen endlich zum ersten Mal gegenübertreten.«»Gut.Gehen wir in den Klostergarten.«Sie passierten mehrere Häuser und schritten an der Klosterkirche vorbei.Da war die Gartenanlage, über deren Mauer hinweg sie Korbinian bei ihren Besuchen immer wieder aus der Ferne beobachtet hatte.Anna öffnete das halbhohe Türlein.Zwischen den Gemüsebeeten waren mehrere Männer in einfachen Kutten mit der Ernte beschäftigt.Ihr Herz setzte für einen Schlag aus, als Bruder Titus auf eine schlaksige Gestalt zeigte, die vornübergebeugt am Anfang eines Mangoldbeetes hockte, mit einem Messer Blätter abschnitt und in einen großen Weidenkorb fallen ließ.Der Mönch trat neben Korbinian.»Franz, du hast Besuch.« Diskret entfernte er sich.»Korbinian«, flüsterte sie.Er hob den Kopf.»Ja bitte?« Ihr Gemahl betrachtete sie, als sähe er sie zum ersten Mal.Sein teilnahmsloser Blick traf sie bis ins Mark.»Du erinnerst dich an mich? Ich bin Anna, deine Frau.«»Das hat man mir erzählt.Wir haben eine Tochter.Ihr Name ist …« Er brach ab, überlegte.Mit jeder Faser ihres Herzens sehnte sich Anna danach, jene Wiedersehensfreude auf seinem Gesicht zu entdecken, von der sie seit langer Zeit träumte.Doch da war nichts außer seinem verlegenen Lächeln.Sie befeuchtete ihren Mund.»Unsere Tochter heißt Magdalena, aber wir nennen sie Lenchen
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