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.»Was treiben Sie eigentlich?« fragte er.»Was meinen Sie mit diesem Tätigkeitswort?« umging sie eine Antwort.Erik lächelte; es war ein Kompliment für Christian.Jutta war nicht nur hübsch und appetitlich, sie verfügte offensichtlich auch über Verstand.Der Bruder hatte fraglos eine erste Wahl getroffen.Erik wußte, daß er nicht der einzige war, der sich gelegentlich nach einem Milieu sehnte, wie es die Gesellschaft ablehnte.Er verurteilte Christians Lebensweise und bewunderte doch insgeheim die Konsequenz.Womöglich wäre es besser, lebend das Leben zu zerstören, als überhaupt nicht zu leben.Im übrigen waren gedankliche Fehltritte dieser Art verständlich wie die Sucht des Konditors nach Fleisch oder der Appetit des Fleischers auf Näscherei.Am Nebentisch hatte sich eine lärmende Runde junger Leute oder solcher, die sich für jung hielten, niedergelassen.Sie sprachen heftig miteinander, jedoch nur über sich, über ihre Pläne, über ihr Können.Fortgesetzt bestätigten sie einander ihre Genialität als Eintrittspreis für ihren Zirkel.Ihnen gehörte die Kunst.Alles andere war Kitsch.Jutta betrachtete sie unwillig, dabei kräuselte der Spott ihre Lippen.»Dreizehntöner«, sagte sie zu ihrem Begleiter.Erik folgte ihren Augen und registrierte: Pullovermenschen, die ihm wie maßgeschneidert schienen für diese Wahnstätte; neben ihnen Maßanzüge mit Konfektionsgesichtern.Müßiggänger beschworen die Muse, Jungfilmer – sie spannten zumeist ihre Leinwand mehr horizontal – neben Schriftstellern, die aus Angst vor dem Schreiben vorwiegend redeten.Am meisten erstaunte Erik immer wieder, daß gelegentlich einer dieser Möchtegerne – »Dreizehntöner« – seinen Film oder sein Buch realisierte, arrivierte und dann nach und nach die neue Welle durch die alte Masche ersetzte.Aber selbst im Sportwagen würde er noch Rollkragen tragen.Im ersten Stock probte ein Disk-Jockey den Krawall.Über den Verstärker dröhnte der Rhythmus.Eine schwermütige Stimme, arrangiert mit Instrumenten, wie man sie eher in Kirchen hört.Es war befremdend und suggestiv.Erik sah, wie das Mädchen unbewußt den Rhythmus mitschwang: »When a man loves a woman …« Der Raum füllte sich mit Sehnsucht.»Wer ist das?« fragte er.»Percy Sledge«, antwortete Jutta verwundert.»Haben Sie keine Tochter, keinen Sohn?« fragte sie, mit sich hadernd, weil sie gedankenlos gesprochen hatte.»Nur einen Neffen«, antwortete Erik.»Kennen Sie meinen Bruder schon lange?«»Seit heute nacht.« Ihre Antwort sollte provozieren.Erik merkte es und überging es.»Ich weiß nicht, wie Sie zu ihm stehen …«»So genau weiß ich es eigentlich auch nicht.«»Er wird gleich kommen.« Erik sah zur Tür, als erwarte er, daß Christian eintrete.Er sprach jetzt hastig.»Ich mag ihn.«Jutta nahm sich eine Zigarette aus der Schachtel.Erik vergaß, ihr Feuer zu geben.Es freute sie, daß diesem distanzierten Höfling ein Lapsus unterlaufen war.»Klingt ziemlich banal, nicht?«»Ziemlich ehrlich«, erwiderte Jutta und blies den Rauch aus.»Christian war früher ganz anders.« Der Verstärker zwang ihn zu lauten Stichworten.»Er hat eine – eine schlimme Geschichte hinter sich.« Er sah an Jutta vorbei: »Ist das noch immer Percy Sledge?«Sie nickte.»Ich bin kein Spießer, aber ich kann nicht dulden, daß er …« Erik griff selbst nach einer Zigarette und erlaubte sich den zweiten Fehler, als er das Streichholz mit heftiger Geste zu Boden warf.»Es ist ein Selbstmord in Raten.«»Macht doch mal leiser!« rief Jutta.Die Kellner gaben den Wunsch weiter wie im Stafettenlauf.»Interessiert Sie das?« fragte er und wunderte sich, wie er dazu kam, einer knapp Zwanzigjährigen, für die er womöglich ein schwatzender Wichtigtuer war, so viel von sich zu erzählen.»Würden Sie mir einen Gefallen tun?« Er horchte seiner Stimme nach.Das Wort ›Gefallen‹ mißfiel ihm: zu konventionell, zu üblich.Und warum sollte sie ihm auch einen Gefallen tun?»Nicht mir«, korrigierte er sich, »sondern Christian.«»Ich würde auch Ihnen einen Gefallen tun«, quittierte Jutta seine Selbstkritik.Erik betrachtete ihre Hände: Sie waren schmal und schön.Während er sie ansah, als könnte er den Blick von ihnen nicht lösen, begannen sie zu leben, zu wirken.Juttas Hände lagen ruhig und flach auf dem Tisch, aber er glaubte sie entfernt und doch wirksam an einer Stelle seines Körpers zu spüren, die sonst taub und tot war.Sie suchte seinen Blick; er senkte den Kopf.Der Spuk war vorbei.»Mein Bruder muß zum Arzt«, fuhr Erik fort.»Es gibt in Starnberg einen alten Kriegskameraden von ihm.Dr.Müller.«»Christian kommt«, warnte Jutta.»Haben Sie den Namen behalten?« fragte er hastig.»Dr.Müller«, wiederholte sie.»Vertragt ihr euch?« fragte Christian schon von weitem.»Dreht doch mal ordentlich auf!« befahl er dem Kellner.Die Runde am Nebentisch sah zu Christian herüber und winkte ihm zu.Selbst hier war er als Exzentriker bekannt, verachtet und respektiert.Er lief in schäbigen Anzügen herum und fuhr, sofern er dazu fähig war, einen alten zerbeulten VW.So souverän konnte man die Attribute des Wohlstands nur verachten, wenn man sehr reich war.Jutta sah die Runde junger Leute am Nebentisch tuscheln, sie kannte Christians Beziehungen zu Schwabing: Menschen, die er für Idioten hielt, bewerteten ihn als Narren – und tranken auf seine Kosten.Der Kellner brachte Christians Morgentrunk, unbestellt: halb Tomatensaft, halb Wodka, wenig Eis, in einem Spezialglas mit doppeltem Volumen.Erik übersah es, doch Christian hörte einen stummen Tadel.»Tut mir leid«, erklärte er, »aber ohne Alkohol komme ich mir um diese Stunde wie nackt vor.«Er erhielt keine Antwort.Doch er ließ ein zweites Glas – der Kellner hatte es mit serviler Verachtung apportiert – stehen.»Zieh dich ruhig weiter an«, sagte Erik.»Ich muß mit dir reden.« Er sah, daß das Mädchen gehen wollte.»Bleiben Sie doch bitte«, setzte er hinzu [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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