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.Sie fuhr sofort, wie geschlagen, zurück: »Schau dir mal an, wie die tut«, sagte sie zu einer anderen.»Wenn die erst mal die Männer satt hat, merkt sie schon, wie ihr eine Frau bekommt.«»Bloß weil der Kerl, den sie dabei hat, nach Geld stinkt«, sagte eine dritte und streckte Erik die Zunge heraus.Ein paar ältere Herren betraten das Lokal.Die Mädchen stürzten sich auf sie, saßen paarweise an der Bar und tranken mit affektierter Pose aus Strohhalmen Sekt.»Papas Puff«, sagte Jutta lächelnd, »Papas Puppen und Papas Erotik.«Sie lachte ihn an und stieg vom Hocker.Erik folgte ihr, wiewohl er gerne geblieben wäre, um Juttas Kontrast zu den anderen zu goutieren.»Frierst du nicht?« fragte er.»Ich friere nie.«»Warum hast du keinen Mantel mitgenommen?«»Weil ich keinen besitze.«»Wovon lebst du?« fragte Erik.»Ich schlag' mich so durch«, erwiderte sie.»Was heißt so?«»Bis vor kurzem habe ich von meinem Vater gelebt«, erklärte Jutta, »dann merkte ich, daß ich ihn nicht mochte, und seitdem lehne ich es ab, von ihm Geld zu nehmen.«Vielleicht hatte Erik zu viel getrunken, oder er war es leid, sich beschämen zu lassen.»Und seitdem lebst du von Luft und Liebe?« fragte er grob.»Nicht von der Luft«, antwortete sie, »und schon gar nicht von der Liebe.«»Auch nicht von Christian?« entgegnete er zornig.»Auch nicht von Christian«, erwiderte sie gelassen, »auch nicht von dir.Nicht einmal einen Mantel würde ich mir schenken lassen, nicht einmal einen aus dem Warenhaus.«»Ich will mich nicht streiten, aber …«, sagte er.»Zuerst habe ich ein paarmal Blut gespendet«, erklärte Jutta, »dann habe ich Zeitungen ausgetragen, Nachhilfestunden gegeben, Kinder gehütet und Teppiche geklopft.« Ihr Ärger war verflogen.Sie betrachtete Erik belustigt.»Weitere Auskünfte gefällig?«»Danke«, erwiderte er.Eigentlich hatte Erik genug von den Stationen der Nacht, aber wenn er das Hotel aufsuchte, würde er die Gesellschaft des Mädchens verlieren.Wieder wunderte er sich, daß Jutta noch bei ihm blieb, als möchte sie sich von ihm nicht – noch nicht – trennen.Aber Erik wußte von ihr, daß sie neugierig auf das Leben war.Er mochte ihre forschende Art, Menschen und Dinge zu betrachten.Auf dem Urgrund ihrer Vorliebe für das Außenseitige witterte er die verzweifelte Romantik, nicht dem Alltag zu verfallen mit seinem banalen Trott, seinem täglichen Brot, seinem abendlichen Fernsehen, seiner nächtlichen Gewöhnung, seinem morgendlichen Verdruß.Jutta schien ihm spitz zu sein, weil sie nicht stumpf werden wollte, weil sie ihren Verstand weder von Schlagworten noch von der Fettleber verstopfen lassen möchte, eine Art Homo sapiens voller Unwissenheit auf das Leben.Sie besuchten noch einige Bars.Kurz nach Mitternacht landeten sie in einer vulgären Kneipe, aus deren Qualm Bärte auftauchten, zottelige Haare, junge Leute einer sorgfältig gezüchteten, späten Promiskuität.Meistens mußte man sie lange betrachten, um die Mädchen von den Männern zu unterscheiden und nicht selten irrte man dabei.Ziegenbärte gaben den Ton an.Man saß eng aneinandergeschart an rohen Holztischen; trank Bier aus der Flasche, das sofort bezahlt werden mußte, obwohl die Revoluzzer mit der keimfreien Unsauberkeit im Habitus das Evangelium von der ehrlichen, repressionslosen Gesellschaft predigten, die sie erreichen wollten.Sie gaben sich rot und rüde, und sie schienen Erik als Revoluzzer ebenso falsch zu sein wie die Lesbierinnen, die er gerade im »Zwielicht« erlebt hatte.Am meisten sprachen für sie noch die Reaktionen der Bürger, die ihnen mit Zurufen wie »Vergasen«, »Totschlagen« und »Ausradieren« begegneten.Jutta war hier wohlbekannt und wohlgelitten.Erstmals erlebte Erik sie ein wenig unsicher.Er bestellte ein Bier, trank es tapfer aus der Flasche.Er wartete darauf, daß man Jutta nach ihm fragen würde, aber dann begriff er, daß in diesem Lokal zumindest die Toleranz herrschte, daß jeder ungefragt mitbringen konnte, wen er wollte.Ein schlaksiger Bursche wurde von den anderen als Held des Abends behandelt
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