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.Am liebsten hätte sie es ihnen gesagt, aber sie tat es nicht.Nach allem, was sie gerade durchgestanden hatten, kam ihr jeder Ratschlag fadenscheinig und unangemessen vor.Deshalb schwieg sie und wartete darauf, das Urteil zu hören, das die beiden über ihre Ehe gefällt hatten.„Es ging um Sicherheit“, begann Rafe.„Aber darum geht es ja eigentlich immer, nicht wahr? Mir ging es darum, den angenehmen und zuverlässigen Status quo nicht zu verlieren.Der weiße Gartenzaun und so weiter.Wir hatten ihn, und vor sechs Monaten ist er uns abhandengekommen.Esme hatte die Sicherheit unserer Familie aufs Spiel gesetzt.Das habe ich geglaubt.“Esme spitzte den Mund und wandte den Blick ab.„Ich habe meiner Frau die Schuld gegeben.Ich habe dem FBI die Schuld gegeben.Ich habe sogar unserem Haus die Schuld gegeben, weil es uns nicht ausreichend vor der Welt da draußen abgeschirmt hat.Das war schließlich seine Aufgabe.Das hatte man uns gesagt.Deshalb bin ich mit meiner Tochter in ein anderes Haus gezogen.Ich habe den Rückzug angetreten.“„Fight or flight“, murmelte Esme.Rafe schaute zu ihr und nickte.„Ja.Geschlagen, aber nicht besiegt.Ich hatte nur das Beste für meine Familie im Sinn.Das ist doch schon was, oder? Wie selbstsüchtig können wir werden, wenn wir versuchen, für diejenigen, die uns am nächsten stehen, das Beste zu tun.Wie naiv können wir uns verhalten, wenn wir versuchen, erwachsen zu sein.Ha, ha.Entschuldigen Sie.Ich möchte nicht feindselig wirken.Ich habe zwei harte Wochen hinter mir.“Er machte eine Pause und tastete nach dem dünnen Plastikbecher mit Wasser, der auf einem Rolltisch stand.Da er den Mund nicht sehr weit öffnen konnte, musste er mit einem Strohhalm trinken.Als Sophie zuvor bei ihm war, hatte sie die Krankenschwester gefragt, ob sie keine lustigen Strohhalme hätten.Sie selbst besaß zu Hause nämlich einen roten Strohhalm, der rund und rund und rund ging wie eine Spirale.Rafe dachte an Sophie und musste für einen Moment die Augen schließen.Endlich ließ er den Strohhalm los und schaute zu, wie er im Wasser tanzte.Jetzt fühlte er sich ein bisschen besser.Er stellte den Becher auf den Tisch zurück und blickte der Eheberaterin in die Augen.„Glauben Sie an Sicherheit, Dr.Rosen?“„Ob ich glaube, dass sie wichtig ist?“„Nein“, entgegnete er.„Glauben Sie, dass sie existiert?“Jetzt schaute ihr auch Esme in die Augen.Dr.Rosen öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber erneut besann sie sich eines Besseren und verzichtete auf eine spontane Antwort, die ohnehin zu kurz greifen würde.Diese beiden Menschen hatten etwas Besseres verdient.„Ich bin mir nicht sicher“, erwiderte sie schließlich.„Ich würde es gerne glauben.Was wäre denn sonst die Alternative?“Esme beantwortete die Frage.„In Angst zu leben.“Das war sie also.Das war die Alternative.„Sie lassen sich nicht scheiden“, stellte Dr.Rosen fest.„Nein.Wir lassen uns nicht scheiden.Wir werden unser Leben in unserem Haus fortsetzen, und wenn morgen der Himmel über uns zusammenbricht, werden wir dort sein.“„Fight or flight“, wiederholte Esme und verschränkte ihre Finger mit Rafes.„Das löst aber noch nicht Ihr Problem, dass Ihre Frau in den Beruf zurückkehrt.“Er zuckte mit den Schultern.„Wir werden das schon irgendwie hinkriegen.“„Das klingt nicht gerade endgültig.“„Zeigen Sie uns eine Ehe, die das ist.“Ihre Sitzung dauerte noch zehn Minuten.Dann verabschiedete Dr.Rosen sich und fuhr in ihre eigene Wohnung zurück.Sie konnte es kaum abwarten, in ihr Bett zu kriechen, zwei Schmerztabletten zu nehmen und auf ihre wohltuende Wirkung zu warten.Sie hatten eine weitere Sitzung in zwei Wochen vereinbart, aber Dr.Rosen hatte das Gefühl, dass dies ihr letztes Treffen gewesen war.Wie sich die Sache auch immer entwickeln würde – ihre Klienten waren selbst zu einer Lösung gekommen.Esme plauderte noch eine halbe Stunde mit Rafe, ehe auch er müde wurde.Angesichts der hohen Dosis Schmerzmittel, die ihm intravenös verabreicht wurde, war sie überrascht, dass er solange wach geblieben war.Sie gab ihm einen Gutenachtkuss und lächelten ihn an.Als sie gehen wollte, berührte er sie sanft am Handgelenk.„Schau bitte nach meinem Dad, ehe du gehst, ja?“Lester lag auf der Intensivstation im dritten Stock
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