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.»Du kennst das AI-Programm?« fragte Vanessa.»Ich bin dafür«, antwortete ich.»Ohne jede Einschränkung.Wenn wieder einmal ein Posten frei werden sollte, werde ich mich bewerben.«»Einen wie dich würden sie nehmen.«»Woher weißt du das?«»Weil ich dich auch genommen habe«, erwiderte sie schlicht.»Du mußt das verstehen, Norman, ich war furchtbar in der Klemme, ich konnte dir doch auf Bali nichts sagen.Ich wußte überhaupt nicht, auf was ich mich da eingelassen hatte.«»Schon gut«, entgegnete ich.»Außerdem hast du mich ja auch ein bißchen täuschen müssen«, stellte Vanessa fest.»Oder bist du US-Diplomat in Bonn?«»Moment mal«, erwiderte ich, erhob mich, ging an meine Jacke und zeigte ihr meinen Diplomatenpass.Er versetzte uns wieder in die Wirklichkeit, und dafür wurde es jetzt auch höchste Zeit.Noch im Laufe dieses Abends wollte Lipsky in Cynthias Wohnung auftauchen und das entscheidende Gespräch mit mir führen.Sie ging in die Küche, setzte Kaffeewasser auf, ich stand neben ihr und hielt meine Arme gewissermaßen gewaltsam fest.Vanessa berichtete noch einmal jede Einzelheit ihrer überraschenden Begegnung heute nachmittag im Ministerium für Außenhandel; sie erstellte dabei mit wenigen Strichen ein exaktes Phimoses-Psychogramm.Ihr Verstand und ihre Logik waren überwältigend, aber ohnedies faszinierte mich alles an Vanessa – doch es blieb jetzt keine Zeit mehr für Exaltationen.Ich stellte fest, daß alle Fakten und Beobachtungen präzise mit dem Persönlichkeitsbild Lipskys übereinstimmten, das mir vor der Abfahrt in den Sektor der BND-Mann Ritter noch im Eiltempo eingetrichtert hatte.Wir saßen uns in drei Meter Abstand gegenüber.Es ging um unsere Freiheit und um unsere Zukunft, aber wir hatten es schwer, uns damit zu befassen.Wir streichelten einander mit den Augen, ohne die Hände zu rühren.»Ist das ein plötzlicher Entschluß, daß du zu Amnesty International gehst?« fragte ich.»Nein«, antwortete Vanessa.»Ein Erfahrungswert.Ich bin der Meinung, daß man einfach etwas tun muß in unserer Zeit.« Sie sah mich fest an.»Zuerst einmal für jeden und notfalls auch gegen jeden – verstehst du mich?«»Und ob«, antwortete ich.Es klingelte.Lipsky kam genau um 20,58 Uhr.Wie ich ihn einschätzte, hatte er bis jetzt in der Normannenstraße gearbeitet und legte nunmehr einen kleinen Umweg zu seinem unwirtlichen Zuhause ein.Sein Gesicht kannte ich ja schon seit der Pullacher Lichtbildvorführung; in natura wirkte es noch durchschnittlicher.Cynthia unternahm eine Art Vorstellung; sie wollte sich ins Schlafzimmer zurückziehen, aber Lipsky forderte sie auf zu bleiben.»Wie fühlen Sie sich bei uns, Mister Meiler?« fragte der Stasi-Gewaltige.»Wie der Besucher, der auf Wunsch des Zirkusdirektors seinen Kopf in den Rachen des Tigers schiebt«, erwiderte ich grimmig.Er lächelte fast unmerklich.»Ist dabei schon jemandem der Kopf abgebissen worden?« fragte er.»Ich weiß es nicht«, versetzte ich.»Es hat noch keiner mit mir gesprochen, dem zuvor der Kopf runtergerissen worden war.«Wir setzten uns.»Ich soll Sie grüßen, Herr Lipsky«, begann ich.»Von Helmut Kalbitzer.«»Wer ist Kalbitzer?« fragte er verständnislos.»Wissen Sie das nicht mehr? Der Obergefreite Kalbitzer ist seinerzeit gleichzeitig mit Ihnen dem Nationalkomitee beigetreten.«Lipsky nickte, holte bedächtig seine Pfeife aus der Tasche, stopfte sie, gab sich Feuer.»Wie geht's ihm jetzt?«»Er lebt in Stuttgart«, antwortete ich.»Er leitet ein großes Installationsgeschäft und würde sich sicher freuen, wenn Sie ihn besuchten.«»Das haben Sie sich aber fein ausgedacht«, entgegnete er, und wir grinsten beide.»Lassen Sie uns gleich zur Sache kommen«, wurde Lipsky ernst.»Ich habe nie mit dem Gedanken gespielt, in den Westen überzulaufen.Ich habe keinerlei Fluchtvorbereitungen getroffen.Es sind nur einige Umstände zusammengekommen, und plötzlich ist auch eine Gelegenheit da.Bis morgen Nachmittag, sechzehn Uhr.«Phimoses paffte kleine Wölkchen; er sah mich dabei an.Es war schwer zu taxieren, welchen Eindruck ich auf ihn machte.»In etwa neunzehn Stunden gibt es also zwei Möglichkeiten«, fuhr er fort.»Entweder befinde ich mich bis dahin im Westen – oder Sie sind in der Hand von Staatssicherheitsorganen.«»Sie werden verstehen, daß mir die erste Möglichkeit lieber ist«, antwortete ich.»Mir momentan auch«, stellte Lipsky fest.»Aber da gibt es einige Bedingungen: Ich bin nicht so geldgierig wie mein Ex-Genosse Konopka, aber ich möchte im Westen auch nicht betteln gehen und mich mit sechzig noch abstrampeln müssen.Ich brauche eine neue Identität, sonst kann ich mich gleich ins Leichenschauhaus begeben.«»Klar«, erwiderte ich.»Und kein Problem.«»Welche Garantie können Sie mir geben, Meiler?«»Cynthia und ich haben uns rückhaltlos in Ihre Hand begeben.Ein Wink von Ihnen, und wir sind erledigt.Für immer oder zumindest für viele lange Jahre.Wer so etwas riskiert, ist sicher auch fähig, im eigenen Lager für Ihre Forderungen geradezustehen.«Ich mußte den richtigen Ton getroffen haben.Zum ersten Mal hatte ich den Eindruck, bei Lipsky Terrain gewonnen zu haben, von Cynthia gar nicht zu reden.Die Art, wie er sie ansah – freilich im Sitzen – ließ unschwer erraten, daß er sie bewunderte.Aber der Henker, der Maria Stuart das Haupt abgeschlagen hat, soll sein Opfer auch bewundert haben.»Wie stellen Sie sich das vor?« fragte Lipsky.»Ich nehme an, daß Sie morgen am Empfang der kubanischen Genossen auf dem Flugplatz teilnehmen werden?«»Wenn ein dienstlicher Grund dafür vorliegt.«»Der besteht«, versicherte ich.»Sie übernehmen direkt von der Ehrentribüne die BND-Diplomatin Frau Doktor Cynthia Pahl, die anschließend die große Nummer in der Pressekonferenz abziehen wird.«Er nickte und lächelte.»Deshalb laden Sie die Dame auch ein, in Ihrem Wagen mitzufahren, den Sie selbst chauffieren«, fuhr ich fort.»Unterwegs werden Sie in einem Luxusrestaurant auf Stasi-Spesen mit Frau Doktor Pahl zu Mittag essen.Sie überzeugen sich, daß Sie keine Verfolger haben – und sind dann auf einmal nicht mehr zu sehen.Wir treffen uns an einem Punkt in der Stadt, den Ihnen Cynthia nennen wird.Von hier aus schaffen wir Sie – sagen wir mal – in spätestens dreißig Minuten auf die andere Seite.«»Wie?«»Das«, antwortete ich gedehnt, »erkläre ich Ihnen rechtzeitig vor der Abfahrt bei unserer morgigen Zusammenkunft.Sie verstehen das doch? Oder wollen Sie mit einem Dilettanten arbeiten?«Ludwig Lipsky schwieg.Er starrte zu Boden.In seinem Gesicht gärten die Gedanken, ohne sich zu verraten.»Wein? Schnaps? Tee? Kaffee?« fragte Cynthia geschäftig nach Hausfrauenart.»Kaffee, bitte«, erwiderte er und sah mich an.»Wer in dieser Branche einem anderen traut, ist ein blöder Hund«, sagte er.»Ich traue Ihnen«, erwiderte ich.»Vielleicht sind Sie deshalb ein blöder Hund«, versetzte Lipsky.»Wauwau«, sagte ich.Wir lachten beide.Das Eis war gebrochen.»Und diesen Red Spot auf Ihrem Hosenladen lasse ich Ihnen auch wegzaubern«, sagte ich.»Betrachten Sie das als mein persönliches Geschenk.«Er erstarrte einen Moment.»Wie?« fragte er dann.»Risikolos«, versprach ich.»Vielleicht brauchen wir nicht einmal zur Mayo-Klinik zu fliegen.«»Gut«, sagte er.»Ich nehm' Sie beim Wort.«Ich wußte, daß Lipsky damit die kleine und die große Operation meinte.Er taute richtig auf, trank drei Tassen Kaffee.Ein kleines menschliches Gespräch über Banalitäten des Alltags tat ihm gut.Zwischendurch fragte er sogar noch einmal nach Kalbitzer.Ich gestand, daß ich den Installateur persönlich nicht kannte, sonst aber alles zuträfe [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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