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.Fast tat Anton dem Hauptkommissar leid.Sie nahmen ihn nicht ernst, waren nicht fähig zu sehen, welcher Abgrund sich hinter der Alkoholsucht auftat.Sinas Vater war für das Dorf nur noch ein Säufer.Keiner mehr von ihnen, dachte er und beobachtete, wie Anton sich von Tisch zu Tisch zu ihm vorarbeitete.Vor Ehrlinspiel blieb er stehen und krallte sich an einer Stuhllehne fest.»Ch…wein«, lallte er.»Wie bitte?« Ehrlinspiel sah auf.Hatte Anton »Schwein« zu ihm gesagt? Sollte das der krönende Abschluss des Tages werden?»Sch…wein.« Er wackelte mit dem Glas.Tatsächlich.Anton wollte Brocks »Arroganter Fatzke!« wohl toppen.Ehrlinspiels Mitleid verflüchtigte sich so schnell, wie es gekommen war.»Und weshalb, wenn die Frage gestattet ist?«»Schie rühren … alles auf.Schie machen alles … kaputt.«Der Lärmpegel verebbte.Wie am ersten Abend drehten sich alle Köpfe zum Hauptkommissar um.»Das tut mir leid.« Ehrlinspiel setzte sich gerade hin.Anton donnerte das Weizenglas neben den Teller, dass das Bier herausschwappte und sich über den Tisch und Ehrlinspiels Hose ergoss.Der Hauptkommissar sprang auf.Anton hing schief über dem Tisch.»Sch…ina is … keine Kindsmörderin.Aber Schie … Schie bringen Schina um, Schie rühren –!«»Immer langsam, Herr Vogel.« Ehrlinspiel hob beschwichtigend eine Hand.»… alles auf.Sch… Scheißpolischei.« Er nahm schwankend sein Glas vom Tisch, musste mehrmals danach greifen.»Hedwisch hat sisch um…gebracht.« Er kreiste mit einer Hand um seinen Kopf, zog diese dann nach oben und verdrehte die Augen.Dann trank er das Glas in einem Zug aus und rülpste laut.»Und isch schaufe.Isch schaufe bischum Tod.«Sanft auf einen Stuhl drücken, überlegte Ehrlinspiel, trat zu Anton und wollte gerade eine Hand auf dessen Schulter legen, als er aus dem Augenwinkel das Glas auf seinen Kopf zurasen sah.Hat der eine Kraft!, war sein letzter Gedanke.Dann kippte er nach hinten.18Ein ziemlich blutiges Dorf.« Hanna Brock blickte auf den grünen Pullover, der im Waschbecken lag.Doktor Brandt legte einen Mullverband an Ehrlinspiels Stirn und einen zweiten an seinen Hinterkopf an, schloss die Arzttasche und musterte Hanna.»In zehn Tagen können die Fäden gezogen werden.«Ehrlinspiel grummelte und wollte sich im Bett aufsetzen.»Liegen bleiben!«, befahl Brandt.»Wir haben Sie nicht hier heraufgeschleppt, damit Sie gleich wieder auf Tour gehen.«»Wir?« Ehrlinspiel sank in das Kissen zurück.»Doktor Brandt und Willi«, antwortete Hanna rasch und mit einem flüchtigen Seitenblick zu dem Arzt.»Anton hat Sie ziemlich erwischt.Die Garderobenhaken haben den Rest erledigt.«»Und was machen Sie hier?« Erneut hob Ehrlinspiel den Oberkörper und sah Hanna an.»Runter«, sagte Brandt.»Oder ich lasse Sie augenblicklich ins Krankenhaus einliefern.«»Mist«, stöhnte Ehrlinspiel.Er war blass, das T-Shirt an den Schultern blutverklebt und seine Jeans fleckig.Kein einladender Anblick – doch so angeschlagen wirkte er nun gar nicht mehr eingebildet, sondern verletzlich.Die Rolle gefällt ihm garantiert nicht, vermutete Hanna.Dass sie selbst für einen Moment wie versteinert gewesen war, als die Männer ihr, mit dem Kommissar wie einem leblosen Sack zwischen sich, auf der Treppe entgegengekommen waren, behielt sie für sich.Auch dass sie sofort angepackt und geholfen hatte, ihn aufs Bett zu legen und ihm den blutdurchtränkten Pullover auszuziehen.Vielleicht war sie nicht sehr umgänglich gewesen vorhin.Aber er hatte sich auch nicht gerade wie ein Gentleman verhalten.Nein, ein Dämpfer würde ihm ganz guttun.Und offenbar war es nicht sein erster: Über seinen linken Ellbogen zogen sich Narben bis in den Ober- und Unterarm.Von seinen Katzen stammten die mit Sicherheit nicht.»Soll ich Ihnen einen Tee holen?«»Ich mache das«, sagte Brandt.»Und danach wird geschlafen.«»Plötzlich so fürsorglich zu dem arroganten Fatzke?«, fragte Ehrlinspiel, als sich Brandts Schritte auf der Treppe entfernten.Hanna spürte Erleichterung, dass Ehrlinspiel seinen Humor – oder sollte sie es Sarkasmus nennen? – nicht verloren hatte.»Sie versorgen Ihre Katzen doch auch, obwohl die sich auf Ihr Marmeladenbrot setzen, oder?«Ehrlinspiel lachte und verzog sofort das Gesicht.»Meine Kater sind meine Freunde.«Sie setzte sich auf den Bettrand.Es schien ihr unpassend, auf den Hauptkommissar hinunterzusehen, und auf dem Stuhl türmte sich ein Haufen schmutziger Wäsche.Hanna musste an Sven denken.Den Jemenurlaub, in dem er – Held, den er spielen musste – samt einer vom Gruppenbegleiter geliehenen Kalaschnikow vom Dach des Jeeps gefallen war und sich den Knöchel gebrochen hatte.Sie hatte ihn selbstlos umsorgt.Die Königin von Saba, Weihrauch- und Myrrhestraßen, prächtige Souks, Silberschmuck … All ihre Pläne hatten sich in der Fürsorge für Sven aufgelöst.Auf ihre Bedürfnisse zu verzichten war selbstverständlich für sie gewesen.Liebe.Zumindest hatte sie das geglaubt.Doch Sven hatte sich in seinem Ich-Armer-Zustand wunderbar eingerichtet.Liegestuhl, Strand, immer einen frischen Fruchtdrink neben sich und eine Hanna, die ihm den Rücken eincremte und ihm zusprach.Sie musste bescheuert gewesen sein.»Was haben Sie mit Ihrem Arm gemacht?«, fragte sie.»Mein Mannsein getestet«, antwortete er trocken und sah zur Zimmerdecke.Dann wandte er sich zu Hanna.»Sie sind clever.«»Frauen wollen nicht nur wegen ihres Scharfsinns bewundert werden.«»Können Sie eigentlich auch etwas ohne Hintergedanken hinnehmen? Einfach so? Clever sein bedeutet nicht, dass eine Frau unattraktiv ist.«Hanna klemmte ihre Hände zwischen die Oberschenkel.Sie wusste zu gut, dass sie dazu tendierte, stets alles haben zu wollen.Und das sofort.Lob für ihr Aussehen.Ihren hippen Freundeskreis.Anerkennung für ihre Reportagen.In den letzten Jahren hatte sie die auch bekommen.Aber jetzt …Sie sah zu Ehrlinspiel.Stumm beobachtete der sie.Sie legte ihre Hand auf seinen Unterarm.»Entschuldigung.Ich bin manchmal … ein bisschen … kompliziert.«Der Hauptkommissar richtete sich auf, und Hanna zog rasch die Hand weg.»Wie haben Sie das gemacht?«, fragte er.»Erziehung? Einflüsse der Gesellschaft? Genetische Veranlagung?« Sie hob die Augenbrauen.Ehrlinspiel lachte.»Ich meinte das mit Sina.Wie haben Sie sie zum Reden gebracht? Wo wir doch gerade beim Thema Frauen sind.«»Ich habe sie nicht verdächtigt.«»Aha.Ist das alles?«»Ich habe mich neben sie gesetzt.Mich nicht über sie gestellt.«»Und prompt sind ihre Worte gesprudelt.« Er verzog den Mund.Ironie? Oder nur Humor?Er musste sie für ziemlich berechnend halten.»Wenn die Beute nicht freiwillig aus dem Bau kriecht, muss man sie locken.«»Und was war der Köder?«»Eine winzige Vertraulichkeit über mich.Dann habe ich sie reden lassen.In ihrem Tempo, mit ihren Gefühlen.Keine Fragen gestellt.«»Das perfekte Interview.Und natürlich völlig uneigennützig.«Hanna schlug ein Bein unter und sah den Hauptkommissar direkt an.»Können Sie eigentlich etwas glauben, ohne dem anderen Hintergedanken zu unterstellen?«»Wenn mein Gegenüber nicht bei der Presse ist.«Hanna spannte die Schultern an.Die Sache mit dem Walross saß wie ein Stachel in ihrer Brust.Aber sie würde es schon schaffen.Durchkommen.Sie hatte immer alles geschafft.Sie spürte Ehrlinspiels warme Hand auf ihrer.»Ich bin ein Idiot«, sagte er.»Ich dachte grade nicht an Ihren verlorenen Job.«»Ein arroganter Fatzke.«»Oh, danke, da geht’s mir doch gleich viel besser.«Plötzlich prusteten beide los.»Vielleicht sollten Sie mich bei der nächsten Vernehmung begleiten«, meinte er kurze Zeit später.»Als Herrin der menschlichen Psyche.«Hanna wiegte mit gespielter Skepsis den Kopf und kniff die Lippen zusammen.»Antons Schlag scheint doch sehr hart gewesen zu sein [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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