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.Doch mit jesuitischer Fertigkeit werden Linas Gründe in diesem Brief zu Linas Sünden.Himmel nochmal, ein bißchen Anstand! scheint Luigi aus der Tiefe des zerrissenen Herzens sein zu schreien.Als er im Sommer desselben Jahres nach Porto Empedocle zurückkehrt, hat Luigi bereits beschlossen, zwischen sich und Lina noch wesentlich mehr Kilometer zu legen als zwischen Palermo und Rom.Kaum ist er genesen, macht er sich nach Bonn auf.Und die Krankheit wird ihm während des Aufenthalts in Porto Empedocle als Alibi gedient haben, um sich gegenüber seinen Verwandten nicht zu der Verlobung mit Lina äußern zu müssen.Die Cousine ist in den Augen aller Luigi inzwischen ›versprochen‹, auch wenn er sie nicht mehr liebt, und der Tradition entsprechend hätte er sich in die Ehe flüchten müssen.Doch Luigis Taktik, die sich letzten Endes als erfolgreich erweist, ist die, die Lage dermaßen brandig werden zu lassen, daß am Ende nur noch eine Amputation hilft.Die Krankheit enthebt Luigi auf freundliche Weise noch einer anderen Pflicht: nämlich der, Don Stefano ins Schwefellager im Hafen begleiten zu müssen.Der Anblick dieser infernalischen Tätigkeit würde ihn peinigend daran erinnern, daß er sich, eben wegen seiner Liebe zu Lina, die er jetzt von sich stößt, in diese Hölle hinabgelassen und damit seine so hart erkämpfte Wesenseigentümlichkeit als vertauschter Sohn verraten hat.COMOWenige Tage vor seiner Abreise von Porto Empedocle schreibt Luigi an Professor Monaci, daß sein römischer Zwischenaufenthalt höchstens drei Tage dauern werde, weil ich mich selber unter Druck setze, in angemessener Zeit in Bonn zu sein.Doch er hat einen Krankheitsrückfall und ist gezwungen, zwei weitere Wochen in Rom zu bleiben.Als er wiederhergestellt ist, entscheidet er sich, nicht gleich nach Bonn weiterzureisen, sondern in Como Halt zu machen, wo ein Schwager von ihm wohnt.Die Absicht dieses Aufenthalts war, sein Deutsch zu verbessern und die gute Jahreszeit abzuwarten, weil seine Gesundheit ziemlich angegriffen war.In Como - wie wir gesehen haben - war Luigi ja schon in seiner Phantasie, um dort das Gymnasium zu besuchen.Aber nun ist er wirklich da, und auch diesmal, um zu lernen.Doch Como scheint dafür gemacht, seine Vorstellungskraft zu entfachen.Denn uns kommt es vor, daß die Figur eines braunhaarigen Mädchens in einem Gedicht aus dem Jahr 1901, das er während dieses Aufenthalts liebte, doch zu starke literarische Züge hat, um wahr, um echt zu sein.Aber ob sie nun wirklich existiert hat oder nur in Luigis Phantasie, diese braune Locandiera erfüllt eine ganz bestimmte Funktion, nämlich die der Markierung einer Grenzüberschreitung.Indem er Lina, die ja immer noch seine Verlobte ist, ›betrügt‹, vollführt Luigi symbolisch eine Geste, die den Bruch mit seinen eigenen Überzeugungen und mit seiner Erziehung darstellt.Doch der notwendige Mut für diese Geste reicht gerade nur soweit, daß er sie mit einer Prostituierten ausführen kann.BONNDer andere, in Deutschland nun, in Bonn am Rhein, unter einem großen Biberpelzhut: mager, kränklich, eingefallen: ißt und schläft nicht; studiert sehr ernsthaft (so glaubt er selber) der Sprache Ursprünge und Formen.Diese Strophe stammt aus dem eben erwähnten Gedicht, und der andere soll Luigi sein, so wie er war.Doch dieser andere ist wirklich ein anderer, der vertauschte Sohn, dem ein Nichts genügt, um sich ganz und gar zu verwirklichen, doch dieses Nichts hat die Form der wirtschaftlichen Abhängigkeit vom Vater, es handelt sich nicht darum, eine Nabelschnur zu durchtrennen, sondern eine schwere Eisenkette, die ihn gefesselt hält wie einen Hund an seiner Hütte.Die ersten Eindrücke für den aus der Sonne von Porto Empedocle dorthin katapultierten jungen Mann müssen wirklich traumatisch gewesen sein.Aus dem geschwollenen Rhein steigt heraufin der Nacht uns der Nebel wie blinde Bilder des Wahnsschwarmgleich suchend die Leere.Schlüpft in lange verlassene Straßen,in Wogen sich brechend;dem Verdruß gibt er nach; träge legt er sich hin.Mit dem lästigen Schlaf, der reglos ihn ausstreckt am BodenDrückt er der Häuser Zeil',dunkel und schweigend dort drüben,Schwach in der Nacht auf der Wacht stehen Lampen und kahlgraue Bäume's scheint dort, als würge sie still seltsam ein neuer KrampfAch, als war's längst erloschenen Lebens verbleibende Stimme, unwissend kündend die Zeit, so schlägt düster die Stunde.Fliehend durch wirr sich wälzende Wellen der Luft, so späht der Mond fast verdutzt hinab, auf die entschlafene Erd'.Ihm entgegen in einsamen schweren Schatten die Spitzen recken armgleich hinauf sehnsüchtig schmachtend die Kirchen.Eitle Begierde! Der Nebel ist ewig und ewig sein Reich hier.Hoffen heißt nur lange Pein', besser ist's ihm sich zu öffnen,Einzulassen das Grau seiner Nacht in die traurige Seele statt eitlen Fühlens im Schlaf, den er schläft, versinkenheißt es in den Rheinischen Elegien.Allerdings handelt es sich hierbei immer wieder um poetischen Nebel, denn in Bonn genießt Luigi die heiterste, die unbeschwerteste Zeit seines Lebens.In den ersten Tagen hat er erhebliche Schwierigkeiten, sich verständlich zu machen: mit seinem literarischen Deutsch kann er im täglichen Leben wenig anfangen.Die Menschen in Bonn sprechen fast ausnahmslos rheinischen Dialekt, doch handelt es sich um äußerst freundliche Menschen.Luigi wurde von seinem Vater mit sehr viel Geld ausgestattet, das es ihm erlaubte, ein bequemes Leben zu führen (die ›Eisenkette‹ bestand aus einem Monatsbetrag von dreihundert Mark), alles andere als ein Student der Boheme.Er zieht ins Hotel »Zum Münster«.Er mag ja durchaus mager, kränklich, eingefallen sein, wie er in dem Gedicht sagt, aber Tatsache bleibt, daß er sich gut ernährt und mit Unterkunft und Mahlzeiten fast soviel zahlt wie in Rom: gleich nach dem Aufstehen Milchkaffee mit Brot und Butter; um halb zehn ein belegtes Brötchen; mittags Suppe, Fleisch, reichliche Beilagen, eine Zwischenmahlzeit, Obst, Kuchen und Kaffee; um vier Uhr je nach Wunsch ein Bier, ein belegtes Brötchen oder einen Kaffee; um sechs zum Abendessen Fleisch oder Fisch, Salat, Käse, Obst.Gelegentlich überkommt ihn die Lust, italienisch zu sprechen.Dann geht er ins Münster, wo ein Mosaikkünstler aus Veneden, Giovanni Sambo, Restaurierungen auf einem unendlich hohen Gerüst ausführt.Aber nicht immer geht er zu Sambo, um sich mit ihm auf italienisch zu unterhalten, oft bringt er auch seine Bücher mit und studiert [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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