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.Mueller noch nicht einmal einen Annäherungsversuch gemacht.Wie sollte die Kamera in meinem Rucksack – deren Linse durch das Loch nach draußen schaute, das ich eigens zu diesem Zweck in die Außentasche geschnitten hatte, ganz wie ich das im Internet nachgelesen hatte – in diesem Halbdunkel irgendetwas aufzeichnen? Denn draußen zog zu allem Überfluss auch noch ein Frühlingsgewitter herauf.Was ich tun wollte, nachdem ich ihn bei seinem unsittlichen Verhalten gegenüber einer Schülerin gefilmt hatte, hatte ich mir auch noch nicht überlegt.Wahrscheinlich hatte ich vorgehabt, so etwas zu sagen wie: »Ach, Mist.Da fällt mir ein, ich habe heute ja noch einen anderen wichtigen Termin.Jetzt muss ich aber wirklich los.Tschühüss!« Wie sonst sollte ich aus der Situation wieder rauskommen, ohne – nun ja, es mit ihm zu tun?So weit durfte ich es nicht kommen lassen.Ich musste die Situation unter Kontrolle behalten.Wir sollten uns doch gegenseitig den Nacken massieren, sagte Mr.Mueller.Er wisse, wie angespannt ich sein müsse wegen all der Probleme zu Hause, meinte er.Wegen der Scheidung meiner Eltern, die durch die Presse gegangen war, wegen all des Geldes, um das verhandelt wurde, und der Position, die mein Vater bei seiner Firma innehatte.Ich müsse genauso gestresst sein wie er, hatte Mr.Mueller gesagt.Aber das wäre schon in Ordnung.Wir wären schließlich beide erwachsen.Also könnten wir doch einfach dazu stehen, dass wir uns zueinander hingezogen fühlten.Das war der Moment, in dem mir klar wurde, dass ich es nicht durchstehen würde.Die Kamera würde wegen der schlechten Lichtverhältnisse so gut wie nichts aufzeichnen, weshalb die ganze Sache umsonst war.Schließlich ging es hier um genau das, was die Changs nicht hatten: Beweise.Und jetzt, da ich mit ihm allein war, würgte es mich schon bei der Vorstellung, dass er mich berühren könnte, und sei es nur am Nacken.Und das Schlimmste daran war, dass niemand mir glauben würde.Warum auch?Das war es wahrscheinlich, was mich wütend machte.So rasend, dass der Rand meines Gesichtsfelds rot wurde.Oh nein.Wenn man sich die Aufzeichnungen von den Geschehnissen in Mr.Muellers Klassenzimmer an jenem Tag anschaut, sieht man wegen der schlechten Lichtverhältnisse nicht viel mehr als die weiße Bluse meiner Schuluniform und Mr.Muellers Arm, der sich in Gestalt eines schwarzen Schattens auf mich zubewegt.Man hört noch, wie er zu mir sagt, es würde alles gut werden.Ich solle mich einfach entspannen.Ich hasse es, wenn Leute mir sagen, ich sollte mich doch einfach entspannen.Hatte er dasselbe auch zu Hannah gesagt? Bestimmt.Die Ränder meines Gesichtsfelds wurden dunkelrot.»Es gibt keine Verantwortung mehr, Pierce«, sagte Dad gerne während unserer gemeinsamen teuren Mittagessen.»Keiner übernimmt mehr die Verantwortung für das, was er tut.Immer ist ein anderer schuld.Oft wird die Schuld sogar noch dem Opfer in die Schuhe geschoben.«Schlampe.Hure.Lügenmaul.Nun, ich machte Mr.Mueller voll und ganz verantwortlich für das, was mit Hannah geschehen war.In dem Moment, als er mir sagte, ich solle mich entspannen, und seine Hand nach mir ausstreckte – um mir den Nacken zu massieren, wie ich in dem Moment dachte; doch dann musste ich feststellen, dass er etwas ganz anderes im Sinn gehabt hatte –, passierte es.Man sieht es auf dem Video: ich, wie ich an seinem Schreibtisch lehne und mir einrede, ich hätte die Situation unter Kontrolle (einmal, als ich und Mom nach einer Vorstandssitzung auf Dad warteten, zeigte mir sein Fahrer, ein Ex-Cop, ein paar Selbstverteidigungstechniken für den Fall, dass ich sie einmal brauchen sollte), und mir gegenüber Mr.Mueller, dessen Hand sich gerade auf mein Gesicht zubewegt.Und im nächsten Augenblick ist Mr.Mueller verschwunden.Nicht im wörtlichen Sinn natürlich, sondern auf dem Video: Plötzlich erscheint ein schwarzer Schatten und verdeckt für ein oder zwei Sekunden komplett die Sicht.Als hätte noch eine dritte Person den Raum betreten.Nur leider kann niemand – ganz egal, wie bewandert er in Digitalfilmanalyse ist oder wie viel Geld ihm mein Vater für eine Aussage vor Gericht anbietet – mit hundertprozentiger Sicherheit sagen, dass es sich bei diesem Schatten um den Umriss eines jungen Mannes handelt.Großgewachsen, langes dunkles Haar, vielleicht achtzehn oder neunzehn Jahre alt.Ein paar Sekunden lang sieht man also rein gar nichts.Der Bildschirm bleibt einfach nur schwarz, und man hört lediglich ein paar gedämpfte Geräusche: ein kurzes Handgemenge, gefolgt von einem furchtbaren Krachen, dann ein paar gemurmelte Worte [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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