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.Eines Morgens im Winter habe ich Ihren Vater auf der anderen Straßenseite gesehen.Nur wenige Meter und ein paar Autos trennten uns voneinander.Ein Blick von ihm hat genügt, um mir das Gefühl zu geben, sofort in Ohnmacht fallen zu müssen.Ich hätte gut ins achtzehnte Jahrhundert gepasst, Lucrezia.Damals war es die Pflicht der Frauen, das Bewusstsein zu verlieren, und außerdem ein ausgezeichneter Trick, um keine Erklärungen abgeben zu müssen.Meine Psychoanalytikerin hat eine Weile gebraucht, um mich aus dem eingebildeten Paradies meiner Liebesgeschichten zu befreien, denn ich bestand darauf, dass das Leben ohne diese Vibrationen keinen Sinn hat.Jeder ging auf seinem Bürgersteig weiter.Bis ich dann nach ein paar Monaten, die vom Nichts angefüllt waren, ein Telegramm bekam.«»Von ihm? Was hat er denn geschrieben? Haben Sie es aufbewahrt, Signora?«»Keine Ahnung, wo es geblieben ist! Ich habe nichts von Ihrem lieben Vater, das ich Ihnen als Andenken schenken könnte.Seine Worte haben mich getroffen, weil sie nicht zu ihm passten.Er hatte einfach geschrieben: Ohne Sauerstoff stirbt man.Dann sein Name.Ich hatte seine Stimme monatelang nicht gehört.Und ich wollte nichts hören als diese Stimme.Ein paar Tage habe ich verstreichen lassen.Die Abwesenheit war für uns beide wie eine schädliche Angewohnheit.Sein Bild hatte sich wie ein Standfoto in mein Gehirn, meine Augen, meine Hände eingeprägt, aber die verfließenden Wochen haben die Umrisse seines Gesichts aufgelöst und dem Schmerz die Spitze genommen.Nach und nach ist er monoton geworden.Flach.Tonlos.Resignation und Sehnsucht bestimmten mein Leben.Nur die Musik hat seine ganze Schönheit in mir wachgerufen, die dichten schwarzen Haare.Ich sah es noch vor mir, wie sie auf dem weißen Kopfkissen lagen, ein wirres Gestrüpp, in dem ich mich mit meinen kindlichen Fingern verfing.Er war fast nicht wiederzuerkennen gewesen, als er sie im Sommer mal abgeschnitten hatte, als wollte er sich frech gegen seine langweiligen ästhetischen Gewohnheiten auflehnen.Der Gedanke an ihn war ein Schwarz-Weiß-Film.Um zu überleben, befolgte ich eine Methode: Ich gab dem Tag einen klaren Rhythmus, ohne mir auch nur die geringste Zerstreuung zu gönnen.Nie habe ich versucht, ihn zu treffen.Der Name auf dem Telegramm hat mich ein paar Tage lang erfüllt.Ich war glücklich zu wissen, dass er mich nicht vergessen hatte.Die Vorstellung, mit ihm zu reden, raubte mir den Atem.Ich schob es hinaus, bis ich ihn plötzlich wiedersah.Zufällig.Oder weil der Moment gekommen war.«Dreißig Jahre sind vergangen, Gabriella, aber Lucrezias Anwesenheit schien die Gesetze der Zeit außer Kraft zu setzen.Die sehen vernünftigerweise vor, dass sich die Erinnerung irgendwann verliert.»Ich hätte nie gedacht, dass man mit einer solchen Intensität lieben kann, Signora.Als ich die Schachtel zwischen den Büchern meines Vaters fand, habe ich einen unsäglichen Hass auf Sie verspürt.Ich hatte den Eindruck, dass er die Briefe nicht zufällig dort vergessen hat.Sie, Signora, erschienen mir als Schmarotzer, der meiner Mutter den Platz in seinem Herzen geraubt hat.Kinder fragen sich nie, ob ihre Eltern sich lieben, im Gegenteil.Man verspürt echtes Unbehagen, wenn man sich vorstellt, sie könnten sich wie Verliebte aufführen.Angesichts dieser Briefe kam mir sein Tod noch ungerechter vor.Mit meiner Schwester habe ich nicht darüber gesprochen.Sie hätte es nicht gutgeheißen, dass ich Ihnen schreibe.Als ich hierherkam, hatte ich die Befürchtung, Sie könnten sich mir gegenüber abweisend verhalten.Aber jetzt sprechen Sie doch bitte weiter.Wenn Sie von ihm und Ihrer Geschichte erzählen, hilft mir das, seine Abwesenheit besser zu begreifen.«Während sie sprach und mich von ihrer aufgesetzten Ungezwungenheit nicht wirklich überzeugen konnte, wickelte sie eine Strähne um ihren Zeigefinger.Ich entdeckte ein paar graue Haare, und dieser Mangel an Perfektion hatte durchaus eine positive Wirkung auf diesem starken, intelligenten Kopf.Wir sind in das Leben der jeweils anderen eingedrungen.Jetzt wussten wir nicht mehr, wie wir herausfinden sollten.Für mich war diese Frau ein Geschenk, Gabriella, kannst Du das verstehen? Er hat mir oft von seinen Töchtern erzählt, wie Väter das halt tun.Die Schule, die Fortschritte in der Entwicklung, seine Liebe zu ihnen, die kleinen Probleme des Alltags, ganz simpel, ohne jede Tiefe.Gründlich und perfekt.Er klang wie ein Handbuch für Eltern, die alles richtig machen wollen, um sich selbst die eigenen Unzulänglichkeiten nicht eingestehen zu müssen.Wir haben uns gerne Geschichten über unsere Kinder erzählt.Eines Tages sagte er, dass er sich eine Mutter wie mich gewünscht hätte.Vorschnell, der Junge.Hätte er Mattia und Carolina erlebt, hätte er sich bestimmt eines Besseren besonnen.Mein ungebetener Gast hat mich gefordert, wie ich es mir nie hätte vorstellen können, und mich zwischen Bewunderung und Furcht hin und her schwanken lassen [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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