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.Fürwahr, mir gehen Deine Sorgen nah.Von Mitleid ist für Dich mein Herz erfaßt.Um Gottes Willen, komm herab vom Ast!So wahr ich eine Königstochter bin,Machst Du mich mit dem Grund bekannt, worinDein Leiden wurzelt, kann ich, eh' die NachtHerniedersinkt, Dich heilen, will mit MachtUnd Weisheit Gott mich gütig unterstützen.Ich finde manche Kräuter, die Dir nützen,Und Deine Wunden heilen rasch und sicher!«Jedoch die Falkin schrie nur jämmerlicher,Als je zuvor, stürzte zu Boden undLag regungslos, still wie ein Stein, am Grund;Bis Canace in ihren Schooß sie nahm,Wo ihr Bewußtsein schließlich wiederkam,Und sie, sich dann erholend nach und nach,In Falkenzunge diese Worte sprach:»Daß Mitleid rasch ein edles Herz bewegt,Da fremder Schmerz ihm selber Schmerz erregt,Kann jeder Tag beweisen, und es stehtFest durch die That, wie durch Autorität.Denn edlen Sinn zeigt stets ein edles Herz.Drum überwältigt auch bei meinem SchmerzDich Mitleid, meine schöne Canace!Die reinste Frauenliebe – wie ich seh' –Ist Deines Thuns Beweggrund von Natur.Nicht weil ich Heilung hoffe, sondern nurDem zu entsprechen, was Dein Herz begehrt,Und daß mein Beispiel Andere belehrt– Ward doch der alte Leu gewarnt vom jungen –Aus diesen Gründen, diesen FolgerungenWill ich auch Dir, so lang' vor meinen ScheidenMir Zeit gegönnt ist, beichten meine Leiden.«So klagte sie in ihrer Sorgen Last,Und hin in Thränen schmolz die Andre fast,Bis sie die Falkin endlich schweigen hieß,Die, tief erseufzend, sich vernehmen ließ:»Geboren ward ich – weh', daß je getagtDer Morgen mir! – wo hoch ein Felsen ragtVon grauem Marmor, und in ZärtlichkeitHerangepflegt, vor Harm beschützt und Leid,Bis himmelan zu fliegen ich gelernt.Ein Sperber wohnte von mir nicht entfernt,Von edlem Ansehn, aber in der ThatNur voller Tücke, Falschheit und Verrath.Dem Scheine nach voll Offenheit verbargIm Demuthsmantel er des Herzens Arg;Stets dienstbeflissen und verbindlich schien er,Und nichts verrieth in ihm den Augendiener;Von Grund aus echt hielt Jeder seine Farben.Wie eine Schlange, unter BlumengarbenVersteckt, zum Biß erspäht die rechte Zeit,Verstand mit höflicher GeschmeidigkeitEs dieser Gott der Heuchelliebe auchDem Scheine nach zu wahren Form und Brauch,Wie ehrenhafte Liebe dies verlangt.Gleich wie ein Grab, das schön von Außen prangt,Die Leiche birgt, wie Jeder von Euch weiß,War dieser Heuchler beides, kalt und heiß;Und so kam er zum Zweck; doch Niemand ahnte,Als nur der Teufel, was er sann und plante.Nachdem er weinend, klagend Jahr und ZeitSich meinem Dienste scheinbar ganz geweiht,Wodurch mein Herz, das mitleidsvoll sich regte,Von der Erzbosheit niemals Ahnung hegte,Gab ich, von Furcht um seinen Tod bezwungen,Auch seine Schwüre und VersicherungenIhm unter der Bedingung meine Liebe,Daß Ruf und Ehre mir erhalten bliebeWie im Geheimen, so auch öffentlich;Das heißt: ich gab, wie er's verdient um mich,Gedanken, Herz und Alles ihm dahin– Doch Anderes trug er – weiß Gott – im Sinn –Und schenkte für sein Herz das meine fort!Lang' ist es her.– Doch wahr bleibt stets das Wort:Ein Ehrenmann denkt anders, wie ein Dieb.Kaum sah er, wie es stand; wie ihm zu liebIch seiner Minne völlig mich ergebenIn solcher Weise, wie erzählt soeben,Und ihm mein treues Herz geschenkt so frei,Wie er mir schwur, daß sein's mein eigen sei,Als dieses zweigezüngte TigerthierAuf seine Knie sich niederwarf vor mirSo voller Demuth und so ehrfurchtsreich,Ganz den verliebten Edelleuten gleich,Entzückt – wie's schien – und voller Freudigkeit,Wie Paris kaum und Jason ihrer Zeit.Wie Jason? – Nein! wie niemals sonst ein MannSeit Lamech, der zu allererst begannZweiweiberei, wie aus der Schrift erhellt,Nein! nie zuvor, seit Adam kam zur Welt,War an Verstellungskunst, die er verstand,Der zwanzigtausendfachste Theil bekannt.Es löste Niemand ihm die Schuh', sobaldEs zu berücken und zu heucheln galt.Er dankte mir, wie Keiner je geschehen,Und Himmel war es, ihn nur anzusehen.Gewiß, das klügste Weib hätt' er berückt,So schön war er geputzt, so reich geschmückt,So wohl gesetzt sein Wort und sein Betragen.Wie konnt' ich drum ihm meine Lieb' versagen?Er schien so treu und wahrgesinnt von Herzen!Ja, drückten ihn nur die geringsten Schmerzen,So fühlt' ich auch, sobald es mir bewußt,Die größte Todesqual in meiner Brust.Und kurz und gut, so ging es weiter fort;Sein Wille war der meine; seinem Wort– Will das besagen – gab ich nach beständigIn allen Dingen, die nicht unverständig;Und meinem Bunde bin ich treu geblieben.Nichts liebt' ich so, Nichts konnte mehr ich lieben,Als ihn – weiß Gott! – und werd' es nun und nimmer!Ein bis zwei Jahre schwanden, aber immerHatt' ich das Beste nur von ihm gedacht.Doch endlich zwang ihn des Geschickes MachtZur Wanderung und trieb ihm von dem Ort,Wo ich gelebt, und meiner Seite fort.Wie weh' mir war, mag unerörtert bleiben.Es läßt sich das nicht malen und beschreiben
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