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.Da liegen wir nun, umgeben von den Geräuschen der Nacht.Ich kann hören, wie Jo hin und her rutscht, wie sie versucht, es sich bequem zu machen.Ich rede nicht mit ihr, und sie murmelt nichts durch ihren Knebel.Ich kann einfach nicht abschalten.Ich muss immer noch an Kathy und Luciana und an Cyris denken.Daran, dass die Umrisse in dem Leichensack aus dem Bericht zu Beginn des Tages mehr als nur Umrisse für mich waren.Und dann die Sache mit Jo.Es sieht nicht gut aus.Jetzt, wo der Montag fast zu Ende ist und der Dienstag anbricht, beschleicht mich das Gefühl, dass alles nur noch schlimmer wird.Kapitel 7Detective Landry lässt seinen Blick über das Meer aus Kameras und Reportern wandern, das sich an den Rändern des Tranquillity Drive drängt, hier, wo sich das moderne Drama von Christchurch abspielt.Sämtliche Straßen in der näheren Umgebung tragen ähnliche Namen.Serenity Street.Harmony Drive.Es ist, als hätte der Stadtrat einen mit Antidepressiva vollgepumpten Psychiater hergeschickt, um den Straßen Namen zu geben.Während Landry die Medienleute beobachtet, denkt er über seinen Krebs nach.Aus seiner Sicht hat der Tag, an dem er erfahren hat, dass er todkrank ist, den ersten Preis für den schlimmsten Tag in seinem Leben verdient, und der hier den zweiten.Krebs und die Medien – er hasst beides.Beim Gedanken an den schwarzen Tod, der durch seine Adern fließt, wird er müde und gleichzeitig nervös, und plötzlich überfällt ihn das Verlangen, sämtliche Kameras und Mikrofone im Umkreis von einem Kilometer in Brand zu stecken.Wo er auch hinblickt, überall spricht ein Reporter in eine Kamera oder richtet vor einem Spiegel sein Haar.Er fragt sich, wie attraktiv sie aussähen, wenn er sie einen nach dem anderen durchs Schlafzimmer führen und ihnen hautnah zeigen würde, was einen Charlie Feldman so in Ekstase versetzt.Er steckt seine Hände in die Taschen und umklammert das Beweisstück.Das hilft ihm, Ruhe zu bewahren.Momentan ist er der Einzige, der davon weiß.Er hat niemand von dem blutbefleckten Zettel erzählt, denn ihm ist klar, dass bei all den Übertragungswagen und Reportern die Medien ziemlich schnell Wind davon bekommen würden.Bereits jetzt scheinen sie mehr zu wissen, als sie sollten.Der Krebs hat ihm schon den ganzen Tag über zu verstehen gegeben, dass dies hier sein letzter Fall ist, und jetzt hört er endlich auf diese Stimme.Wenigstens wird er die nächsten Monate gut zu tun haben, während er Tag für Tag ein wenig stirbt.Er will seine Karriere mit einem Ausrufezeichen beenden.Er wünscht sich, was er in seinen achtzehn Jahren bei der Polizei nie bekommen hat – Dankbarkeit, Anerkennung, Respekt.Er will diesen Fall selbst zu Ende bringen.Verdammt, was bleiben ihm sonst noch für Freuden? Er lebt praktisch alleine, seine einzigen Begleiter sind ein Kaktus und seine Krankheit.Das meiste Geld gibt er für die beiden Giftstoffe aus, mit denen er seinen Körper vollpumpt – die Chemo und die Zigaretten.Das eine verlängert sein Leben.Das andere hält ihn bei Laune.Er nimmt seine Hand von dem Plastikbeutel und zupft sein Hemd vom Körper, damit etwas Luft an seine Haut dringen kann.Er kann sich nicht erinnern, dass er je so viel geschwitzt hat.Er ist sich nicht sicher, ob es an der Hitze liegt, am Krebs oder an den Medikamenten.Abends hat er jetzt kalte Schweißausbrüche.Das war die Tageszeit, die er stets am liebsten mochte, denn dann saß er normalerweise mit seinem Bier vorm Fernseher.Jetzt ist er eine Statistik, die versucht, eine andere zu lösen.In der Ferne bellt ein Hund, kurz darauf ein anderer, und dann noch einer.Als zwei Männer mit einer Bahre das Haus verlassen und langsam zu einem Kombiwagen gehen, verstummen die Stimmen um ihn herum.Fast kann er die Kameras surren hören.An den Rändern des Leichensacks zeichnen sich die Umrisse ihres Körpers ab.Offensichtlich ist der Sack zu klein.Diese Frau war voller Leben, sie hatte Träume und Erinnerungen, sie hatte einen Beruf, und sie hatte einen Ehemann.Es ist absurd, dass eine Frau mit so einem erfüllten Leben in so einem kleinen schwarzen Sack mit Reißverschluss Platz haben soll.Er versucht wegzusehen, aber er kann nicht.Keiner hier kann es.Alle stehen wie versteinert, während sie dem Opfer ihren Respekt erweisen und schwören, dass sie den Täter zur Strecke bringen werden.Sobald man sie in den Kombi verfrachtet hat, wenden sich alle wieder ab und machen sich an die Arbeit.Landry wischt sich erneut mit der Handfläche den Schweiß aus dem Gesicht.Die Luft vor ihm schwirrt von Dutzenden winziger Insekten.Er schlägt mit der Hand durch die Wolke aus diesen kleinen Scheißdingern, und in der Mitte entsteht kurz eine Lücke, bis sich erneut eine Wolke bildet.Wo der Tod am Werk ist, sind die Insekten nicht weit.Das liegt nun mal in der Natur der Natur.Er ist dankbar, dass die Sonne nicht mehr scheint, aber morgen wird sie wie immer vom Himmel knallen.Er schließt die Augen und sieht seinen mit Melanomen übersäten Körper vor sich.Die Stellen gleichen kleinen Bienenstichen.Inzwischen haben sie mit sämtlichen Leuten gesprochen, an beiden Tatorten.Morgen folgen dann längere Vernehmungen.Dann werden alle Personen aus den Adressbüchern und Terminkalendern befragt.In der Nähe des anderen Hauses will ein Zeuge einen weißen Honda bemerkt haben, der frühmorgens in der Auffahrt vor dem Haus der Toten geparkt hat.Aber er konnte sich nicht mehr an die genaue Uhrzeit erinnern, und die Autonummer hat er sich auch nicht notiert.Außerdem hatte er keine Lust zu erklären, was er, verdammt noch mal, mitten in der Nacht vor Lucianas Auffahrt zu suchen hatte.Vielleicht nur ein besorgter Nachbar.Außerdem werden die Familienangehörigen befragt, einige bei sich zu Hause, andere auf der Dienststelle.Bevor sich nach und nach der Personenkreis erweitert, beginnen die Ermittlungen in einem Mordfall immer beim Freund oder Ehemann.In neun von zehn Fällen hat er den Mord begangen.War Feldman mit einem oder beiden Opfern intim bekannt?Er stellt sich vor, wie das Opfer Feldmans Namen und Adresse notiert hat, bevor es gestorben ist.Vielleicht wollte sie ihn wegen irgendwas anzeigen.Oder sie hat ihn in dem Glauben gelassen, dass sie sich mit ihm verabreden will.Es gibt zahllose Gründe dafür.Vielleicht mochte sie den Typen sogar.Er sieht zu, wie der Leichnam abtransportiert wird.Die Medienleute bilden kurz ein Spalier, wie die Insekten vor ein paar Minuten, bevor sie, nachdem der Kombi durchgefahren ist, die Lücke wieder schließen.Morgen wird nur etwa ein Viertel dieser Leute wieder hier auftauchen.Drinnen in der Küche findet Landry ein Telefonbuch und schlägt Feldmans Namen und Adresse nach.Draußen zündet er sich eine Zigarette an, um sich die Dämonen vom Leib zu halten
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