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.Er kann das sogar ziemlich genau bestimmen, vermag Ereignisse und seine Reaktionen darauf nach Ort und Zeit zu benennen (genaue Schauplätze, genaue Zeiten; Jahr, Monat, Tag, sogar Stunde und Minute).Von Bedeutung ist jedoch nicht so sehr die Chronik der Ereignisse als vielmehr deren Konsequenzen, deren Verbleib im Raum der Erinnerung.Sich an einen Tag im April erinnern, an dem er als Sechzehnjähriger zusammen mit einem Mädchen, in das er sich verliebt hatte, die Schule schwänzte: so leidenschaftlich und hoffnungslos verliebt, dass der Gedanke daran noch heute weh tut.Sich an den Zug erinnern, und dann an die Fähre nach New York (jene Fähre, die es nun schon lange nicht mehr gibt: Industrieeisen, warmer Nebel, Rost), und wie sie dann eine große Van-Gogh-Ausstellung besucht hatten.Sich erinnern, wie er dort gestanden und vor Glück gezittert hatte, als ob das gemeinsame Betrachten der Gemälde diese in die Anwesenheit des Mädchens gekleidet hätte, sie auf geheimnisvolle Weise mit der Liebe, die er für das Mädchen empfand, verschönert hätte.Einige Tage darauf begann er eine Reihe von Gedichten zu schreiben (nicht mehr auffindbar), die auf den zuvor gesehenen Bildern aufbauten, und jedes trug den Titel eines Gemäldes von van Gogh.Es waren seine ersten richtigen Gedichte.Sie waren nicht so sehr eine Methode, in diese Bilder einzudringen, als vielmehr ein Versuch, die Erinnerung an diesen Tag heraufzubeschwören.Es vergingen jedoch viele Jahre, ehe er dies erkannte.Erst als er in Amsterdam dieselben Bilder betrachtete, die er mit dem Mädchen gesehen hatte (er sah sie dort zum ersten Mal seit jener Zeit wieder – nun fast doppelt so alt wie damals), erinnerte er sich daran, diese Gedichte geschrieben zu haben.In diesem Augenblick ging ihm die Gleichung auf: der Akt des Schreibens als ein Akt der Erinnerung.Denn Tatsache ist, dass er, von den Gedichten abgesehen, nichts davon vergessen hat.Im Amsterdamer Van-Gogh-Museum (Dezember 1979) vor dem Bild Das Schlafzimmer, entstanden im Oktober 1888 in Arles.Van Gogh an seinen Bruder: «Diesmal ist es ganz einfach mein Schlafzimmer … der Anblick des Bildes soll den Kopf oder richtiger die Phantasie beruhigen …Die Wände sind blassviolett.Der Fußboden hat rote Ziegel.Das Holz des Bettes und die Stühle sind frisches Buttergelb, das Laken und die Kopfkissen sehr helles Zitronengrün.Die Bettdecke scharlachrot.Das Fenster grün.Der Waschtisch orange, das Wasserbecken blau.Die Türen lila.Und das ist alles – sonst ist nichts in diesem Zimmer mit den geschlossenen Fensterläden …Damit räche ich mich für die erzwungene Ruhe, die ich halten musste …Skizzen von den anderen Zimmern mache ich Dir auch noch mal.»Bei genauerem Studium des Gemäldes bekam A.jedoch unweigerlich das Gefühl, van Gogh habe etwas ganz anderes getan als das, was er sich vorgenommen hatte.A.s erster Eindruck war freilich ein Gefühl von Stille, von «Ruhe», wie der Künstler es beschreibt.Doch als er versuchte, den auf der Leinwand dargestellten Raum zu bewohnen, kam er ihm immer mehr wie ein Gefängnis vor, ein unmöglicher Raum, ein Abbild nicht so sehr eines Wohnraums als vielmehr des Geistes, der dort zu leben gezwungen war.Sorgfältig betrachten.Das Bett versperrt eine Tür, ein Stuhl versperrt die andere Tür, die Fensterläden sind geschlossen: Man kommt nicht hinein, und ist man drin, kommt man nicht hinaus.Erdrückt von den Möbeln und Alltagsgegenständen des Zimmers beginnt man auf diesem Bild einen Leidensschrei zu hören, und hört man ihn erst einmal, nimmt er kein Ende mehr.«Und ich schrie ob meiner Not …» Doch kommt auf diesen Schrei keine Antwort.Der Mann auf diesem Bild (und es ist ein Selbstporträt, nicht anders als die Darstellung eines Gesichts mit Augen, Nase, Lippen und Kinn) ist zu viel allein gewesen, hat zu viel in den Tiefen der Einsamkeit gerungen.Die Welt endet an dieser verbarrikadierten Tür.Denn das Zimmer ist keine Darstellung der Einsamkeit, sondern das Wesen der Einsamkeit selbst.Und dies ist etwas so Lastendes, so Unaussprechliches, dass es sich nur durch sich selbst ausdrücken lässt.«Und das ist alles – sonst ist nichts in diesem Zimmer mit den geschlossenen Fensterläden …»Noch ein Kommentar über die Natur des Zufalls.A.begann und beendete seine Reise in London, und jedes Mal nutzte er die Gelegenheit, englische Freunde zu besuchen.Das Mädchen von der Fähre und den Van-Gogh-Gemälden war Engländerin (aufgewachsen in London, hatte sie vom zwölften bis achtzehnten Lebensjahr in Amerika gelebt und war dann zum Kunststudium nach London zurückgekehrt), und gleich auf der ersten Etappe seiner Reise verbrachte A.ein paar Stunden mit ihr [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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