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.„Was hast du da?“, brüllte er und entriss mir den Korb.Zu meinem Schrecken packte er die Tulipane grob wie ein Bündel Stroh.Stiele knickten, Blütenblätter segelten zu Boden.„Türkenkraut, ja? Jahrelang habe ich die Türken von meiner Kirchentür ferngehalten, und jetzt willst du mir das hier in mein Gotteshaus schleppen?“„Es sind doch nur Blumen“, sagte ich gepresst.„Ich will sie auf Marja Vukovićs Grab legen.“Einige Sekunden herrschte Donnerstille und ein ungläubiges Aufkeuchen ging durch die Menge.Dann prasselte plötzlich Gelächter auf mich herab.Der Pope schnaubte, warf die Tulipane in den Dreck und trat mit dem Fuß darauf.Es schnitt mir ins Herz, diese Grobheit mit ansehen zu müssen.„Hier kannst du ihr Grab lange suchen!“, rief er.„Trag dein Teufelskraut in die Hölle, Weib! Da wirst du Vuko vićs Frau finden.“„Aber.sie muss doch auf dem Friedhof liegen“, stammelte ich.„Nicht auf unserem“, sagte er und spuckte aus.„Hexen beerdigen wir nicht zwischen Christenmenschen.“„Der Teufel hat sie geholt!“, rief eine Frau aus den hinteren Reihen der Schaulustigen.„So, wie sie es verdient hat!“Der Pope stieß mir den Korb so heftig in die Arme, dass ich stolperte.Sprachlos stand ich da, während er zu dem Holzgalgen ging und die Glocke stürmisch schlug, als würde er zum Kampf und nicht zum Gottesdienst rufen.Die Leute mieden mich wie eine Aussätzige.Im Bogen strömten sie an mir vorbei in die Kirche.Hexe!, hallte es immer noch in meinem Kopf.„He, Mädchen!“, nuschelte plötzlich jemand hinter mir.Ich fuhr herum und stand einer dicken, schnaufenden Bäuerin gegenüber.Ihr Gesicht war von der Sonne gebräunt, und als sie lächelte, sah ich, dass sie kaum mehr einen Zahn im Mund hatte.„Gib mir eine Kerze, na los!“, meinte sie gönnerhaft.„Stana!“, zischte ein Greis ihr im Vorübergehen zu, doch sie winkte ab.„Halt dein heuchlerisches Maul, Jože! Sie ist ein Christenmensch, das sieht doch jeder Blinde.Und was kann sie dafür, dass sie den Sohn der Bludnica heiraten musste?“„Bludnica?“, entfuhr es mir voller Empörung.„Was hat sie getan, dass ihr sie nicht nur als Hexe, sondern auch als Hure schimpft?“„Da fragst du besser andere.“ Die Frau bekreuzigte sich hastig, als hätte sie schon zu viel gesagt.„Was wird sie wohl getan haben?“, sagte der Alte.„Und frag besser nicht, wo dein Mann gezeugt wurde.Im Grab, Mädchen! Im kalten Grab!“ Er wollte weitersprechen, doch zwei Männer packten ihn an der Jacke und zerrten ihn mit sich.„Jetzt gib sie schon her“, sagte die Bäuerin.„Ich zünde sie für dich vor den Ikonen an.“Ich war nicht einmal fähig, mich zu bedanken.Die Frau nahm mir die Kerze aus der Hand und eilte als Letzte in die Kirche.Die Tür fiel zu und ich blieb allein zurück – mit Hundegebell und dem Meckern von Ziegen, die irgendwo in der Nähe weideten.Der Duft der Pflaumenblüten war betäubend stark und die Sonne brannte auf mein Gesicht.Was hast du bloß getan, Marja?, dachte ich.Was ist auf dem Gut gesche hen?„Sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt!“, schreckte mich eine spöttische Stimme auf.Der Holzfäller lehnte an dem Pflaumenbaum in der Mitte des Kirchplatzes.Immer noch sah er wüst aus, aber er hatte den gröbsten Schmutz vom Gesicht gewaschen und sich das nasse Haar mit den Fingern aus der Stirn gekämmt.Und jetzt fiel mir auch auf, dass er an einem Lederband ein klobiges, allzu grob geschnitztes Holzkreuz um den Hals trug.Als er in die Sonne trat und auf mich zukam, stellte ich fest, dass er nicht älter als siebzehn oder achtzehn Jahre war.Sein Gang war geschmeidig und lautlos wie der eines Luchses.Und er hatte sich ganz sicher um ein Mädchen geprügelt, denn abgesehen von der geschundenen Lippe und einigen Schrammen war sein Gesicht von einer wilden Schönheit.Solche Sänger verdrehten den Dorfmädchen den Kopf und waren bei den Burschen nicht gerne gesehen.„Ist das Kuchen?“, fragte er und streckte die Hand nach meinem Korb aus.„Nicht für dich!“, entgegnete ich hart und presste den Korb an mich.„Für den Priester.“Das schallende Lachen des Kerls vermischte sich mit dem Liturgiegesang, der nun dumpf durch die geschlossene Kirchentür drang.„Der gerechte, strenge Milutin wird eher verhungern, als etwas von dir anzunehmen“, spottete er.„Aber wenn dir so viel daran liegt, zu den Ikonen zu kommen, leihe ich dir gerne meine Axt.Die Tür da taugt nicht besonders viel.“„Ich werde durch eine offene Tür gehen wie jeder andere auch“, stieß ich hervor.„Stur bist du also obendrein, was?“ Er versuchte sich an einem Pfiff, doch offensichtlich hatte er seine geschundene Lippe vergessen, denn er verzog das Gesicht vor Schmerz.„Und wer bist du überhaupt?“, fuhr ich ihn an.„Du gehörst doch zum fahrenden Volk.“„Scharf beobachtet, Ljubica.“„Ich bin nicht dein Liebchen, du Flegel!“„Dann eben: ehrenwerte Gräfin Vuković!“ Der Bursche deutete eine spöttische Verbeugung an.Dabei musterte er mich in einer Weise, die seine scherzhaften Worte Lügen strafte, und ich dachte mir, dass dieser Mann bei Weitem nicht so harmlos war, wie er sich gab.„Dušan, der Holzfäller“, stellte er sich mir schließlich vor.„Derzeit hause ich in einer der Flößerhütten – ein Stück südwärts den Fluss entlang.Komm mich doch besuchen, wenn der Pope dich das nächste Mal zum Teufel jagt.“Er grinste und wandte sich zum Gehen.Der Falbe, der mit aufgestütztem Hinterhuf am Rand des Kirchplatzes wartete, spitzte die Ohren und schnaubte seinem Herrn erwartungsvoll entgegen.Vielleicht war es das Zutrauen des Pferdes, das mich dazu bewog, den Mann aufzuhalten.„He!“Dušan wandte sich um, als hätte er nur darauf gewartet, und verschränkte die Arme.„Was denn noch, Gräfin?“Ich schluckte meinen Ärger herunter und bemühte mich um einen freundlichen Tonfall.„Du bist doch schon länger in der Gegend, nicht wahr?“ „Nicht sehr viel länger als du, aber lange genug, um zu wissen, mit wem man sich hier besser nicht anlegen sollte.“ „Hast du gehört, was die Leute hier über das Gut reden?“ „Klar.Aber was bekomme ich dafür, wenn ich es dir sage?“Ich schlug das Tuch im Korb auf und brach ein Stück von dem Zopfkuchen ab
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