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.Sie lauschte, doch von Leon kam keine Antwort mehr.Sein Kopf wurde mit jedem Atemzug schwerer.Zoë spähte zum Wecker.Es musste Vollmond sein, im Zimmer war es erstaunlich hell.Halb drei.Und ihr Herz raste immer noch, als hätte sie Fieber.Ungeduld zuckte in ihren Muskeln.Obwohl das Fenster geschlossen war, hörte sie, wie auf der Straße ein paar Betrunkene grölten und jemand seltsam heiser lachte.Und da war noch ein anderer Laut, ein Aufkreischen – vielleicht von einer Katz e –, das ihr durch und durch ging.Plötzlich hielt sie es nicht mehr aus – weder die Wärme des Bettes noch Leons Nähe, nicht einmal das Gewicht seines Kopfes.Vorsichtig entzog sie sich ihm, rollte dann hastig aus dem Bett und floh aus dem Zimmer.Erst als sie in der Küche das Fenster aufriss und sie in der kalten Nachtluft Gänsehaut bekam, hatte sie das Gefühl, wieder Luft zu kriegen.Sie klammerte sich am Tisch fest und atmete eine ganze Weile, während etwas Dumpfes, Beängstigendes in ihrem Bauch pochte.Fühlte sich so etwa eine Panikattacke an?Am liebsten hätte sie ihre Schlüssel geschnappt und wäre zum Tanzen gegangen, irgendwohin, wo Musik war und die Bässe das Pochen überlagerten.Aber natürlich ging das nicht.Wenn Leon aufwacht e …Sie unterdrückte auch den kleinen, gemeinen Impuls, sich zu wünschen, Leon gäbe es nicht und sie hätte nur davon geträumt, an einen jüngeren Bruder gekettet zu sein.Kein Grund durchzudrehen , ermahnte sie sich.Morgen.Morgen gehe ich raus!Sie überlegte, ob sie den MP3-Player holen sollte, aber im Augenblick waren ihr selbst die Geräusche von der Straße zu viel.In der Helligkeit der Mondnacht entdeckte sie, dass ihr Handy noch auf dem Küchenregal lag – neben den Notizblöcken und der Dose mit dem Kleingeld.Seit drei Wochen war es ausgeschaltet.Okay, irgendwann würde sie es wieder anmachen müssen, also konnte sie es auch gleich hinter sich bringen.Erst als sie danach griff, merkte sie, dass ihre Hände zitterten wie unter Hochdruck.Hastig machte sie das Handy an, schaltete alle Signaltöne aus und betrachtete nur das Blinken von ankommenden SMS-Benachrichtigungen.Dreiundzwanzig Stück.Zwanzig Morsezeichen von Ellen, das letzte war eine Woche alt.Zwei Nachrichten von Paula – gestern.Und die neueste war von heute Morgen.Sie kam von Frau Thalis.Zoë stutzte und drückte mit einem mulmigen Gefühl auf »Öffnen«.Ich möchte am Montag mit dir reden , schrieb die Lehrerin.Nach der sechsten Stunde, Lehrerzimmer.Das hörte sich nicht gut an.Zoë schluckte, dann löschte sie alle Nachrichten, ohne die restlichen zu lesen.Ihr Daumen schwebte eine Weile unschlüssig über der Ausschalttaste.Buddha Lounge.Sie sah einen hellen Mantel, weißes Haar und Augen wie Perlmutt.Und sie musste sich eingestehen, dass sie neugierig war, Irves wiederzusehen.Er hatte etwas an sich gehabt, eine Ruhe, unter der sich Rastlosigkeit verbarg.Erstaunlicherweise hatte sie sich Irves’ Nummer gemerkt.2 2 Uhr B.L., tippte sie als Nachricht ein und machte das Handy aus.Irves roch nach künstlichem Nebel und Cola von seiner allnächtlichen Tour.Gemeinsam sahen wir zum Fluss hinüber.Nun, Fluss war zu viel gesagt, aber von hier aus konnte man zwischen den Bürohäusern tatsächlich ein winziges Stück Wasser erkennen.Im Moment war das Flussviertel noch das Revier von Nummer 11.Andere durften zwar unbehelligt passieren, aber gern sah er es nicht.Und in einer halben Stunde würde Maurice dort seine letzte Nachtrunde drehen.Die Lichter der Brücke waren immer noch eingeschaltet und spiegelten sich im Wasser, und auch wenn die grüne Farbe längst mit der Strömung aus der Stadt getragen worden war, sah es immer noch schön aus.In Momenten wie diesen liebte ich die Stadt und wünschte mir, nirgendwo anders zu leben.Ein leises Klickgeräusch verriet, dass Irves eine SMS bekam.Er zog das Handy aus der Hosentasche und rief die Nachricht ab.Im Lichtschein des Displays leuchteten seine Augen auf.»Was Wichtiges?«Irves grinste.»Vielleicht«, antwortete er mit einem geheimnisvollen Unterton und steckte das Handy wieder ein.Dann schwiegen wir wieder.Das ging mit Irves am besten.Gizmo hätte mir jetzt irgendein Gespräch über seinen neuesten Coup aufgedrückt.Nun, heute war ich an der Reihe, die Stille zu zerstören.»Irves?« Ich musste mich räuspern.»Mauric e … er hätte mich beinahe schwer verletzt.Ich meine: wirklich schwer.«Irves runzelte die Stirn und betrachtete mein Bein.»Nicht die Kratzer«, sagte ich.»Die Sehnen.Wenn er mich erwischt hätte, dann hätte ich nicht mehr laufen können.Und um ein Haar hätte er mich gehabt.«Er zog nur kurz die Brauen hoch, dann winkte er ab.»Sei doch keine Memme, French !«, meinte er spöttisch.»Das war bestimmt eine Warnung, nichts weiter.«»Woher willst du das wissen, warst du etwa dabei?«, fuhr ich ihn an.»Hey, kein Grund, mir gleich ins Gesicht zu springen! Du hast selbst gesagt, du hast nur im Flashback gesehen, was passiert ist.Das ist, als ob du ein Bild aus einem Daumenkino herausgreifst und darauf erkennen willst, was vorher und nachher geschieht.Einzelne Bilder können erschreckend sein.Ich weiß das auch, glaub mir.Aber sie sind nur Ausschnitte des Ganzen.Die Alten können unberechenbar sein, aber auch für die gilt der Kodex.Wenn du auf der Flucht vor Maurice nicht gerade aus Dummheit in ein Auto rennst, stehst du danach wieder auf.«»So wie Rubio?«, wandte ich ironisch ein.Irves starrte in die Ferne.Wie immer konnte ich auch heute nicht erraten, was er dachte.Zoë saß schon eine Ewigkeit in der dunklen Küche.Zumindest kam es ihr so vor.Doch die Unruhe war keinen Deut besser.Außerdem knurrte ihr Magen.Sie sprang auf, riss den Kühlschrank auf und kniff die Augen zusammen, so hell war das Licht, das darin aufleuchtete.Die Gerüche schlugen ihr so überdeutlich entgegen, dass ihr beinahe übel wurde.Das Aroma der übrig gebliebenen Tomatensoße, Käse, der Milchduft von Butter – und ein anderer, fremder Geruch, der ihr das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ.Sie griff zwischen die Behälter und zerrte eine noch verschweißte Schale aus dem untersten Fach.Plastikgeruch – und inmitten all der Chemie dieser schmelzende, starke Duft, der ein Ziehen in ihrem Kiefer hervorrief.Viel zu fest schlug sie die Kühlschranktür zu und riss die Plastikfolie von der Kunststoffschale ab.Ein Mosaik aus Aromen füllte ihren Kopf und dockte an ihrem Gaumen an.Sie konnte es schmecken! Wie Duft, den sie mit der Zunge am Gaumen verreiben konnte.Die Folie segelte zu Boden.Dann gruben sich ihre Finger in die kalte, nasse Masse von klebrigen Würfeln.Das machst du nicht wirklich, Zoë!, dachte sie entsetzt, während sie ein rohes Stück Rindergulasch nahm und es sich vor die Nase hielt.Sie zögerte, doch es war schwer, sich zu beherrschen.Dann steckte sie es in den Mund und biss zu.Fasern knirschten, und es war so kalt, dass ihre Zähne schmerzten.Aber es schmeckte – ganz anders als Fleisch, eigentlich nach nichts und dann wieder nach allem.Alle Farben löschen sich gegenseitig aus und werden zu Weiß.Zoë schloss die Augen und spürte dem Widerstand zwischen ihren Zähnen nach.Dann hielt sie erschrocken inne, warf die Schale auf den Tisch und spuckte das Fleischstück aus.Panik flammte in ihr auf.Sie würgte und stolperte zurück, bis sie an die Spüle stieß.Keine Sorge, Mama.Ich bin nicht schwanger.Ich werde nur verrückt.Sie warf das Fleischstück in den Mülleimer, riss ein Stück Tuch von der Küchenrolle ab und wischte sich angewidert über die Finger und über den Mund.Nachdem sie die Schale wieder im Kühlschrank verstaut hatte, rannte sie aus der Küche, schnappte sich eine noch ungebügelte Jogginghose und eine Fleece-Jacke aus dem Haufen trockener Wäsche und zog sich an.Sie nahm die Schlüssel am Frotteearmband, die sie immer zum Joggen mitnahm.Die Haustür lehnte sie nur an und stellte einen von Leons Schuhen draußen auf die Fußmatte – das Zeichen zwischen Leon und ihr, dass sie gleich wiederkommen würde.Dann rannte sie [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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