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.Kate Thompson war um die fünfundvierzig, nicht besonders hübsch, aber vermutlich jene Art Frau, die Männer eines gewissen Typs und Alters attraktiv finden.Ihr Haar war von einem dunklen Kupferrot, gefärbt, nahm ich an; sie hatte volle Lippen, und auch wenn nicht zu übersehen war, dass sie längere Zeit nicht geschlafen hatte, ging von ihrer Müdigkeit etwas seltsam Ansprechendes, fast Glamouröses aus.Sie ließ meine Hand los und blickte sich um – und ich merkte gleich, sie wollte mir etwas sagen, das sie mir lieber in etwas weniger unangenehmer Umgebung anvertraut hätte, da ihr aber kein besserer Ort einfiel, fand sie sich mit den Umständen ab und sagte, was sie zu sagen hatte.Inzwischen wusste ich, was sie mir mitteilen wollte.Bereits bei den Worten Sie sind hier war es in ihrer Stimme angeklungen, fast, als betrübte sie die Tatsache meiner Anwesenheit, und es war da auch etwas in ihrem Gesicht – ein Blick, nicht Trauer, zumindest nicht nur, sondern auch eine eigenartige Besorgnis.»Ich hatte mich schon damit abgefunden, dass Sie nicht kommen«, sagte sie.»Tut mir leid«, erwiderte ich.»Es hat länger gedauert als erwartet.«Sie deutete ein Nicken an.Wir standen noch, und in der Nähe waren Leute, doch so unangenehm das für sie auch sein mochte, konnte sie nicht länger zurückhalten, was sie mir zu sagen hatte.»Er starb letzte Nacht.Ich meine … es war früh am Morgen.«»Aha.«»Es gab Komplikationen«, sagte sie.»Ich verstehe.« Dabei verstand ich keineswegs, was das bedeutete, und mir wurde klar, dass ich nicht einmal wusste, woran er gelitten hatte.Was für Komplikationen meinte sie? Ich dachte daran, sie zu fragen, doch fuhr sie fort, noch ehe ich etwas sagen konnte.»Wir hatten gehofft, dass Sie gestern Abend kommen«, sagte sie.»Ich hatte es gehofft …«»Mein Flieger hatte Verspätung«, sagte ich, glaubte aber nicht, dass sie mich hörte.Sie fing an, mir etwas zu erzählen, etwas, das sie in Gedanken bereits mehrfach durchgegangen sein musste – und ich fragte mich, um welche Zeit Arild Frederiksen wohl an diesem Morgen gestorben und ob sie die ganze Nacht im Krankenhaus gewesen war.»Ich habe es ihm nicht erzählt«, sagte sie.»Erst als Sie bestätigt haben, dass Sie … Ich wollte ihm keine falschen Hoffnungen machen.« Sie schloss die Augen, und die Art, wie sie es tat, erinnerte mich an jemanden.Sie schloss die Augen und redete weiter, und mir fiel ein, dass eine meiner Lehrerinnen es genauso gemacht hatte.Ich sah das Gesicht der Frau vor mir und wusste wieder, dass sie Literatur unterrichte, nur kam ich nicht auf ihren Namen.Ich erinnerte mich bloß daran, wie irritierend ihr Verhalten gewesen war.»Er wollte Sie sehen«, fuhr Kate Thompson fort, »er hat in diesen letzten Wochen oft von Ihnen geredet, aber er wollte Sie nicht bitten …« Plötzlich schlug sie die Augen auf – und mir fiel wieder ein, dass es genau das gewesen war, was ich am Literaturunterricht nicht gemocht hatte.In der Schule war es mir wie ein Trick vorgekommen, so, als ob die Lehrerin – jetzt fiel mir auch ihr Name wieder ein: Mrs.Olerud –, als ob diese Mrs.Olerud sich, wenn sie die Augen schloss, die minderwertige Version der Person fortwünschte, mit der sie zu reden hatte, und jemand Besseren vorzufinden hoffte, wenn sie die Augen wieder öffnete.Jemand, der begreifen konnte, was sie zu sagen hatte.»Es war nicht seine Idee, Ihnen zu schreiben, und ich habe ihm auch nichts davon gesagt, dass ich mich mit Ihnen in Verbindung gesetzt habe.Erst als ich wusste, dass Sie kommen …«»Tut mir leid«, sagte ich, und ich hoffte, sie verstand, dass ich mich nicht entschuldigte, sondern dass ich meine Anteilnahme anbot.Üblicherweise hieße es jetzt wohl Mein herzliches Beileid, so sagte man doch, wenn jemand gestorben war oder wenn der Polizist mit der Frau des Toten reden musste, nur Stunden nachdem man die Leiche gefunden hatte.Mein herzliches Beileid – was für eine praktische, nette Redensart, nur klang sie zu einfach, und deshalb brachte ich sie nicht über die Lippen
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