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.Er will nicht.Wieso reagieren seine Nerven am Unterarm nicht auf ihre Brust ? Wieso interessiert sich seine Haut nicht für ihre ? Wieso fühlt er sich nur gebremst oder festgehalten, anstatt berührt ? Wieso kommen ihm Sharons Sommersprossen auf einmal wie abwaschbar vor ? Und, noch schlimmer : Wieso hat er Lust, sie abzuwaschen ?Sie reden belanglos, kultiviert, wie Geschwister, die sich verpflichtet fühlen, einander zu berichten, aber nicht wissen wollen, was den anderen bewegt.Irgendwann sagt sie : »Tut mir immer noch leid, wegen dein Wagen.Daß ich es hab mir klauen lassen.«»Ist nicht schlimm«, sagt er und hört sich reden, wie durch den Kopfhörer eines schlechten Walkmans.Dünn.Kraftlos.Er versucht es nachträglich besser zu machen : »Hätte mir doch auch passieren können.Bitte vergiß es.Normales Pech.«»Ich hätte mich schon früher wieder gezeigt«, sagt sie, »eigentlich wollte ich bei Manfred mit dir reden, aber du warst plötzlich weg.«»Ja«, sagt er.»Und dann war bis jetzt mein Bruder da.«Er ist Künstler, erzählt sie, und gerade in Ligurien.In zwei Wochen wird er wieder hier in Rom sein.»Dann kannst du ihn kennenlernen«, sagt sie, als wäre klar, daß Martin danach gieren muß.»Und dann geh ich wieder nach Brisbane.«Eine Zeitlang bleiben sie bei den Fahrrad-und Rollbrettartisten stehen, von denen einer mit verbissener Energie an der für ihn zu hohen Latte scheitert, ohne das Bedauern der zuschauenden Mädchen und Lachen der Konkurrenten zu beachten.Jedesmal hat er diesen siegesgewissen Blick, wenn er anläuft, um sein Rollbrett auf Touren zu bringen, und jedesmal schlägt er mit den Knien die Latte vor sich weg.Und jedesmal ist er enttäuscht, aber so, als wäre es nur dies eine einzige Mal, nur zufällig schiefgegangen und dürfe man ihm solch kleines Pech nicht ankreiden.So muß man leben, denkt Martin, keinen Beweis gelten lassen und eine glorreiche Zukunft hinter jeder nächsten Straßenecke wissen.Sie verabreden sich für den übernächsten Abend und trennen sich bei der spanischen Treppe, wo Martin noch eine Zeitlang sitzenbleibt und sich das abendliche Gewimmel der Touristen ansieht.Ich gehöre nicht hierher, denkt er irgendwann, und es kommt ihm wie eine Erleuchtung vor.Ich will nicht nach Hamburg zurück, ich will nirgendwo hin, aber wo ich bin, passe ich nicht.Und ich habe Geld und will nichts.Doch, denkt er trotzig und steht auf, ich will was.Alle Bilder von Anne.Alle.Aber eigentlich : Will er ? Haben will er sie nicht.Nicht behalten.Verkaufen ja – weg von ihr sollen sie, könnten sich seinetwegen auch in Luft auflösen, in die Welt verstreuen, Hauptsache, Anne besitzt sie nicht mehr.Die nächste halbe Stunde verbringt er damit, die Via del Babuino entlangzugehen, dann um die Piazza Venezia und zu überlegen, ob er zuerst essen soll oder sich gleich betrinken, aber die Gegend um das Forum, in der er dann landet, lädt zu nichts von beidem ein.Irgendwann findet er sich zu Hause in der Badewanne, eine überlaute Mahler-Sinfonie aus Rudis Zimmer dröhnend und eine Flasche Rotwein neben sich auf einem Stuhl.Und eine zur Reserve in Reichweite am Boden.15.Ihre Examensarbeit war noch nicht benotet, da hatte Anne schon eine Stelle als Tutorin an der Kunsthoch-schule.Sie schien sich nicht sonderlich darüber zu freu-en, und immer, wenn sie über den Professor sprach, schwang ein verächtlicher Ton mit, als sei es unter ihrer Würde und nur durch Überwindung möglich, mit diesem Kerl zu arbeiten.Martin hütete sich zu fragen, was sie gegen den Mann habe, denn er wußte, ihre Antwort würde einsilbig sein.Sie lebten nebeneinander her.Er stand nicht mehr Modell, denn Anne war die meiste Zeit an der Hochschule, und nachts, wenn er fuhr, arbeitete sie an beiden Serien abwechselnd.Mal übertrug sie die ersten Skizzen in Öl, und mal aquarellierte sie nach den zweiten.Sie trennte streng.Die unverfänglichen Arbeiten waren alle groß, in Öl, und die obszönen filigran in Aquarell.Nichts von der Spannung zwischen ihnen war geblieben.Anne jedenfalls schien die Erregung der vorher-gegangenen Tage vergessen zu haben, und sie lebten wieder zusammen, als ginge es um die Miete und teile man sich nüchtern den Raum, ohne mehr vom anderen zu wollen, als daß sich seine Gegenwart rentiert.Natürlich wartete Martin wie ein Hund auf einen Knochen, aber Anne blieb gelassen und geschwisterlich ; die Erinnerung an ihre Nacktheit, an ihr exzessives Gebaren vor der Staffelei, die Geräusche aus dem Nebenzimmer und die kurze Umarmung waren wie aus einer anderen Welt und Zeit.Eines Tages, nachdem Anne das Wochenende bei ihrer Großmutter im Ruhrgebiet verbracht hatte, legte sie lächelnd eine Uhr auf den Tisch.»Für dich«, sagte sie, »ein Geschenk.«»Wieso ?«»Weil du so ein phantastisches Modell bist und ich dir die besten Bilder verdanke, die ich je gemalt habe.«Die Uhr war flach, vergoldet, mit einem hellbraunen Lederarmband, das noch nachdunkeln würde, römischen Zahlen, Datumsanzeige und einem kleinen Ausschnitt, in dem sich ein Mond und kleine Sternchen bewegten.»Bist du auf einmal reich geworden ?«»Nein, meine Oma Borowsky hat mich fürs Examen belohnt.«»Danke.Deine Oma ist toll.«»Ja.«Martin legte seine Allerweltsuhr ab, die er irgendwann von irgendwem für irgendetwas eingetauscht hatte, und streifte sich die neue übers Handgelenk [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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