[ Pobierz całość w formacie PDF ]
.Chamäleon nannten sie ihn, bewundernd sicherlich.Ben traf es jedes Mal.Hieß es doch nur, dass er sich überall unsichtbar machen konnte.Anpassen und in der Menge verschwinden.Aber wo blieb sein eigenes Profil? Er hatte Jahre damit verbracht, seine Herkunft loszuwerden, nur um am Ende feststellen zu müssen, dass er seine Ecken und Kanten zur Unkenntlichkeit glatt geschliffen hatte.Ihm fehlte ein Zuhause, ein Ort, an den er gehörte.Manchmal fühlte er sich zu Hause, wenn er bei Fiona war.Er liebte sie, das hatte er sich lange nicht eingestanden, und dann war sie zum wichtigsten Menschen in seinem Leben geworden.Aber sie war niemand, mit dem man zusammenleben konnte.Fiona ertrug andere Menschen nur für ein paar Stunden, und sie war ebenfalls nur für ein paar Stunden zu ertragen.Wenn sie sich trafen, war es intensiv, danach aber brauchte jeder wieder Zeit für sich alleine.Vielleicht war es nicht sein Weg, mit jemandem zu leben, vielleicht würde er allein bleiben.Und im Alter eine Rentner-WG mit Cedric gründen.Ein Albtraum.»Was war deine letzte Geschichte?« Johns Frage riss ihn aus seinen Gedanken.Er schien die Verwirrung seines Sohnes zu bemerken und sagte schnell: »Weil, der Junge meinte, du würdest nicht so oft was schreiben, aber wenn, dann würden sie in ganz Schottland über deine Geschichte reden, und einen Tag später wäre es Thema auf der ganzen Insel.«Ben war wahnsinnig geschmeichelt.»Ach, D.L.spinnt rum.«»Also, worum ging’s denn? Hab ich auch davon gehört?«»Kleidung aus Biobaumwolle.«»Aaah! Das, wo die Besserverdienerökos in den T-Shirts rumgerannt sind, wegen denen Kinder gestorben sind?«Auch eine Art, den Skandal zusammenzufassen, dachte Ben.Ein neues schottisches Bekleidungslabel hatte damit geworben, faire und schadstofffreie Kleidung zu vertreiben: »Ein gutes Gewissen muss nicht die Welt kosten«, lautete der Slogan.Monatelang wurde das Label gehypt und machte Umsätze und Gewinne, in Millionenhöhe.Bis das Gerücht aufkam, es handele sich gar nicht um Biobaumwolle.Ein Nachwuchswissenschaftler in St.Andrews wollte es beweisen, aber als Ben sich wenige Stunden nach Verbreitung des Gerüchts im Internet mit ihm unterhalten wollte, litt der junge Mann bereits an Gedächtnisschwund und behauptete, er hätte sich nur wichtigmachen wollen.Wenige Tage später wusste Ben, dass sich die finanzielle Lage des Doktoranden deutlich verbessert hatte, und genauso wusste er, dass er eine Story hatte.Kurz: Die Baumwolle war tatsächlich nichts für das grüne Gewissen.Viel schlimmer aber sah es in den Fabriken in Thailand aus, in denen Kinder die Kleidung zusammennähten.Sie mussten nahezu ohne Pause sechzehn Stunden arbeiten.Sie bekamen nicht ausreichend Essen und Trinken.Sie wurden krank.Einige starben.Der Aufseher sagte: »Dafür kommen die Geschwister.Und es ist einer weniger, der mitisst.«Die Zentrale in Edinburgh sagte: »Das sind Lügen.Wir behandeln unsere Zuarbeiter mit größtem Respekt und absoluter Fairness.Die Arbeiterinnen und Arbeiter sind mindestens vierzehn, und es ist eine hervorragende Alternative für junge Frauen, die sich ansonsten prostituieren müssten, um das Überleben ihrer Familien zu sichern.«Ben veröffentlichte seine Geschichte, und das ganze Land regte sich über das verlogene Ökolabel auf.Nach ein paar Wochen kauften die Leute wieder dort ein, und Ben bekam ein riesiges Paket in die Redaktion geliefert mit falscher Ökokleidung in seiner Größe.Er nahm das Paket mit zu einem der Obdachlosenasyle in der Stadt, stellte sich mit ein paar Dosen Bier daneben und verschenkte die Kleider wie ein mittelalterlicher Marktschreier.Ein Kollege fotografierte ihn und brachte das Bild am nächsten Tag: Ben, der auf einer Holzkiste stand und die Kleidung anpries, umringt von begeisterten Obdachlosen, die ihm zuprosteten oder Beifall klatschten.Wenn er Pech hatte, wurde es zum »Foto des Jahres«.Es war das erste Mal, dass sie sich so lange über seine Arbeit unterhielten.Er spürte, wie fremd seinem Vater Bens Leben war und welche Schwierigkeiten er hatte zu begreifen, dass es tatsächlich sein Sohn war, der all das, von dem er gerade erfuhr, erlebt hatte.D.L.hatte sich zu ihnen gesetzt und füllte die Lücken, die Ben gerne gelassen hätte.»Wie im Fernsehen«, sagte John.»Ehrlich, so was kennt man nur aus dem Fernsehen.Das ist, was Leute aus dem Fernsehen machen.« Er nickte, klopfte seinem Sohn auf die Schulter, nickte wieder.Seine Art zu loben.Mehr, als Ben erwartet hatte.»Und jetzt bist du dran, John«, sagte D.L.John verstand nicht.»Na, was ist bei dir so los? Irgendwelche Pläne? Arthur’s Seat kannst du bei dem Wetter vergessen, das Schloss hast du bestimmt schon gesehen, für den Zoo bist du zu alt.« Er lachte über seinen eigenen Witz.»Also? Was habt ihr vor?«»Ich hab das Schloss noch nicht gesehen«, sagte John.»Er hat das Schloss noch nicht gesehen?« D.L.sah Ben an.»Er ist zum ersten Mal hier«, sagte Ben [ Pobierz całość w formacie PDF ]

  • zanotowane.pl
  • doc.pisz.pl
  • pdf.pisz.pl
  • rurakamil.xlx.pl
  •