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.Vielleicht hatten sie von ihrer Herrin eine Strafpredigt bekommen, was die Vermutung nahelegte, daß sie keine professionellen Gefängniswärterinnen waren.Heute fühlte sich Maia etwas munterer.Bis Mittag hatte sie jeden Winkel ihrer Zelle ausgekundschaftet.Leider gab es keine Geheimgänge, wie sie in Märchenschlössern doch so häufig vorkamen, aber Märchenschlösser waren ja meist auch älter als diese neugebaute Festung mitten in der Steppe.Jedenfalls neu in einer Hinsicht, aber alt in einer anderen, wie eine Untersuchung der Wände zeigte.Der Stein, der aus der Entfernung aussah wie Lagen einer gigantischen Torte, war aus der Nähe ein komplexes Gebilde mit sehr unterschiedlicher Textur und vielen darin eingebetteten Kristallen.Ein paar kamen Maia vage bekannt vor, von den alten, unscharfen Farbplatten, die die Savante Mutter Claire im Unterricht herumgereicht hatte.Für die Höhere Schule waren sie zu verblichen, jedoch gut genug, um den Sommerkindern einen Eindruck von Geologie zu vermitteln.Unglücklicherweise erkannte Maia von den Mineralien nur das Biotit an seinen grauen Einsprengseln und ansonsten nur noch die dunkle, glänzende Hornblende.Ein Pech, daß es Urgestein war und kein Sediment.Sonst hätte sie zur Ablenkung die Wände nach Fossilien altertümlicher Lebensformen absuchen können, die auf Stratos gelebt hatten, bevor das Ökosystem sich an die Wellen modifizierter terranischer Invasoren anpassen mußte.Maia machte ein wenig Gymnastik, um einigermaßen fit zu bleiben, wusch sich, versuchte noch einmal vergeblich, ein paar Kisten zu öffnen, und beschloß, nicht darauf zu warten, daß die Wärterinnen freundlicher wurden.Sie mußte die Initiative ergreifen.»Von jetzt an«, erklärte sie einer der Frauen beim Mittagessen, »werde ich dich Grimm nennen.Und dich«, fuhr sie fort und deutete auf die andere, »du bist Gram.«Die beiden musterten Maia verwundert und ratlos, was diese köstlich amüsierte.»Natürlich besteht die Möglichkeit, daß ich mir noch andere Namen für euch ausdenke, wenn ihr es euch verdient.«Als sie das Geschirr wegbrachten, schimpften sie vor sich hin.Später wechselte Maia die Namen, was die Frauen noch mehr verwirrte.Warum nicht? dachte Maia.Es ist nur gerecht, wenn sie sich auch unbehaglich fühlen.Sonnenuntergang, Tag zwei, stellte sie fest und kratzte mit einem Nagel, den sie gefunden hatte, eine zweite Markierung in die Holztür.Der Sonnenfleck an der Wand kroch höher, verblaßte und erlosch.Die Schatten der Kisten und Bündel wurden unheimlicher und angsteinflößender, wenn die Nacht hereinbrach.Am Tag zuvor war Maia noch zu benommen gewesen, um das zu bemerken, aber wenn es ganz dunkel war, verwandelten sich die Dinge um sie herum.Sie sahen plötzlich aus wie Ungeheuer, wie gemeine Monster.Benimm dich nicht wie ein Baby, schimpfte Maia, als sie merkte, daß sie reagierte wie eine Zweijährige, die noch ins Bett machte.Mit klopfendem Herzen zwang sie sich aufzustehen und auf den schrecklichsten Schattenriß zuzugehen.Es war die windschiefe Pyramide aus Kisten und Teppichen, die sie selbst vor dem kleinen Fenster aufgetürmt hatte.Siehst du? sagte sie sich, während sie die kratzige Seite einer Kiste berührte.Du darfst nicht zulassen, daß dich so was verrückt macht.Nervös fingerte sie an ihrem einzigen Besitz herum, ihrem kleinen Sextanten.Durch die steinerne Öffnung waren glitzernde, lockende Sterne zu sehen.Aber im Dunkeln dort hinaufzuklettern…?Maia nahm all ihren Mut zusammen.Piß auf die Welt, sonst pißt sie auf dich.So hätte es Naroin ausgedrückt, ihre frühere Bootsfrau.Sie mußte es wagen.Vorsichtig, mit Händen und Füßen Halt suchend, kletterte sie den künstlichen Hügel hinauf.Manchmal, wenn ein Knarren oder abruptes Schwanken ihr Herz schneller schlagen ließen, mußte sie innehalten und sich rasch irgendwo festklammern.Zwar dauerte die Kletterpartie weit länger als bei Tageslicht, aber Maia gab nicht auf, und schließlich konnte sie durch den Spalt nach draußen sehen.Ein Windhauch kühlte ihr Gesicht und brachte den Duft von wildem Gras und Regen mit sich.Unter den Wolkenfetzen konnte Maia gerade eben die vertrauten Konturen der Sappho-Konstellation ausmachen, die über der dunklen Prärie leuchtete.Okay.Gehen wir jetzt wieder nach unten? schien ihr Körper zu fragen.Zitternd zwang sich Maia, so lange zu bleiben, daß sie den Sextanten für eine Messung einstellen konnte, obgleich der Horizont nur vage zu erkennen war und sie die Anzeige auf dem Sextanten nicht ablesen konnte.Morgen abend wird es besser klappen, versprach sie sich.Erleichtert, aber auch mit dem Gefühl, ihre Ängste besiegt zu haben, stieg sie wieder nach unten [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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