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.Im Kontrast zu den verlockenden Fotos auf der Website entpuppte sich das Seascape als eine Doppelhaushälfte mit brauner Kieselrauputz-Fassade und moosbewachsenem Dach.Drinnen war alles ziemlich abgenutzt, aber sauber.Die Inhaberin war eine Frau mittleren Alters, verwitwet oder geschieden, mit einer unglaublich aufgedonnerten Frisur und geradezu operettenhaftem Make-up.Als Craig in seinem Zimmer war, vergewisserte er sich zuallererst, dass die Tür sich von innen absperren ließ.Seine zweite Handlung war, dass er sich einen Drink genehmigte.Er hatte nur das Allerwichtigste in eine Reisetasche gepackt: Kleider zum Wechseln, Toilettensachen und einen Liter Scotch.Er musste einen Plastikbecher aus dem Bad benutzen, aber das tat dem Aroma kaum einen Abbruch.Er hätte zur Not auch direkt aus der Flasche getrunken.Die war nicht mehr ganz so voll, wie er gedacht hatte.Dann fiel ihm ein, dass er am Strand ein paar große Schlucke getrunken hatte, während Julia den Bericht gelesen hatte.Er war nervös gewesen, weil er nicht wusste, wie sie sich entscheiden würde.Es war eine knappe Sache gewesen, und am Ende hatte er sie herumgekriegt.Das war doch ein Grund zum Feiern.Während er trank, gestattete er sich einen leisen Anflug von schlechtem Gewissen, aber nicht mehr.Hier stand eine Menge auf dem Spiel, und es war ja nicht so, als hätte er Julia angelogen.Er hatte ihr bloß nicht alles gesagt.Nach einem langen, entspannenden Bad aß Julia allein im Speisezimmer der Pension und dachte über ihre Begegnung mit Craig nach.Dann setzte sie sich noch ein wenig in die Gästelounge und spielte Karten mit einer schweigsamen jungen Frau, die als Zeugin in einem Strafprozess am Crown Court von Maidstone aussagen musste.Im Lauf einer Stunde wechselten sie nicht mehr als ein Dutzend Worte.Kate fing sie ab, als sie sich in ihr Zimmer zurückziehen wollte.Sie wirkte fast noch beunruhigter als bei ihrer letzten Begegnung.»Ich habe ihn gegoogelt.«»Wen?«»Craig Walker.Mag sein, dass er Ihnen die Wahrheit darüber gesagt hat, was er heutzutage so schreibt, aber das hat er nicht immer gemacht.«»Wie meinen Sie das?«»Er war früher Investigativreporter.Und wie es aussieht, ein verdammt guter.Hat an etlichen Fällen im Zusammenhang mit dem organisierten Verbrechen gearbeitet.« Kate hielt inne, und Julia verstand nicht, warum sie gar so angespannt wirkte, bis sie schließlich hinzufügte: »Sein Lieblingsthema war anscheinend Polizeikorruption.«»Aha.«»Ich mache ihm deswegen keinen Vorwurf«, fügte Kate rasch hinzu.»Mir ist sehr wohl bewusst, dass es korrupte Polizeibeamte gibt.Wenn jemand das ans Licht bringt – wunderbar.Aber es bedeutet, dass Sie vorsichtig sein müssen.Es ist möglich, dass es ihm um etwas völlig anderes geht als Ihnen.«Erst nachdem sie Kate einige Minuten lang immer wieder feierlich versichert hatte, dass sie ihren Rat beherzigen würde, konnte Julia sich endlich loseisen und in ihr Zimmer zurückgehen.Jetzt war sie noch dankbarer, dass sie den zweiten Täter nicht erwähnt hatte, aber sie fragte sich auch, ob sie ihren Entschluss wegen morgen nicht noch einmal überdenken sollte.Das Problem war, dass sie keine Handynummer von Craig hatte und ihn nicht anrufen konnte, um abzusagen.So blieb ihr nichts anderes übrig, als abzuwarten, wie sie sich am Morgen fühlen würde.Es war zehn Uhr, als sie sich ins Bett legte.Entgegen ihren Befürchtungen schlief sie recht bald ein, doch ihr Schlaf war unruhig und immer wieder von Träumen unterbrochen.Viele waren wirr und unzusammenhängend, doch einer war von einer so verblüffenden Klarheit und Intensität, wie sie es noch nie erlebt hatte.Es war eine kalte, sternenklare Nacht.Sie war am Strand von Camber Sands, es war Ebbe, und gischtige Wellen glitzerten in der Ferne.Genau in der Mitte des Strands ragte die Eibe vom Dorfplatz in Chilton vor ihr auf.Sie ging barfuß darauf zu und spürte, wie ihre Zehen sich in den Sand eingruben.Die oberen Äste des Baumes bewegten sich leicht hin und her.Vielleicht von einer leichten Brise.Vielleicht auch nicht.Er versteckte sich.Wartete auf sie.Sie hatte eine schwere Eisenstange in der Hand.Einen Schürhaken vielleicht oder ein Brecheisen.Mit dem festen Metall zwischen ihren Fingern fühlte sie sich mutiger, als es ihr eigentlich zustand.Als sie den Baumstamm erreichte, hielt sie einen Moment inne.Sie strich mit der Hand über die glatte Rinde, und der Baum reagierte, ein Wonneschauer ließ ihn erzittern, und er warf den Eindringling ab, der es gewagt hatte, sich in seinen Armen zu verbergen.Der Mann in Schwarz stürzte von den oberen Ästen herab und landete auf dem Rücken.Er blieb reglos liegen, doch sie konnte sehen, dass sein Brustkorb sich hob und senkte.Sein Kopf war von dem schwarzen Helm umschlossen.Dann wechselte plötzlich die Perspektive, und sie sah sich selbst aus einiger Entfernung, wie sie sich langsam bückte und das Visier hochschob.Sie hielt erschrocken die Luft an und trat einen Schritt zurück, und dann war sie wieder in ihrem eigenen Körper, erschüttert von einer furchtbaren Erkenntnis.Sie hatte sein Gesicht gesehen.Sie wusste, wer er war.Der erste Schlag kam sogar für sie selbst überraschend.Er zerschmetterte sein Visier, Plastiksplitter flogen über den Strand, vermischt mit Knochensplittern, und ein feiner Regen von Blutstropfen spritzte an ihre Beine.Der Mann stieß einen gurgelnden Schrei aus.Julia packte das Brecheisen fester, nahm es in beide Hände und ließ es mit aller Kraft niederfahren, immer und immer wieder.Es ging noch weiter, als er längst tot war.Sie hörte nicht auf, bis jeder Knochen zertrümmert war, jedes Organ zu Brei geschlagen, jeder Zentimeter seines Körpers zu einer teigigen Masse geprügelt.Blut und Sand klebten an ihren Beinen wie Sirup.Dann hielt sie inne.Ließ das blutverschmierte Brecheisen fallen und stand schwer atmend da.Ihre Muskeln vibrierten vor Energie.Sie hörte die Wellen, die schmatzend den Sand aufwirbelten.Sie waren näher gekommen, und bald würde die Flut diese Abscheulichkeit hinwegspülen, und wenn das Wasser sich zurückzog, würde die Welt wieder rein sein.Und sicher.Sie blickte auf und sah ihre Eltern, die sie von einem Fenster im Obergeschoss der Pension beobachteten.Die traurigen, ernsten Gesichter von Geistern.In ihren Augen hatte sie sich zu einer Brutalität hinreißen lassen, mit der sie sich auf eine Stufe mit dem Mörder stellte.Die Art, wie ihr Vater den Kopf neigte, verriet ihr deutlich, dass er sich schämte.So haben wir dich nicht erzogen.»Nein!«, schrie sie.Sie würde lieber sterben, als diese Missbilligung zu erleiden.Sie hob das Brecheisen auf und trat einige Schritte von der Leiche zurück.Der Vollmond erhellte den Strand, als sie ihre Botschaft in den Sand ritzte.Das bin ich nicht, schrieb sie [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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