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.Die Tagung findet in Berlin statt, und da München nicht unbedingt auf dem Weg liegt, muss ich also zusammenfassen: Du hast so ziemlich die einzigen Termine des Winters gewählt, an denen ich nicht kann.Und das wiederum zeigt mir, der flow will uns noch nicht so bald zusammenführen.Wofür es bestimmt einen guten Grund gibt …Und jetzt beschimpfe mich! Oder noch besser: Bemitleide mich wegen des mir bevorstehenden entwürdigenden Dates.Aber bitte tue eines nicht und bestrafe mich mit Schweigen.KüsschenSara***Mo 14.November 19:30Betreff: Tanzbär grüßt AngsthäsinVon: emailfreund@bertiHuber.deAn: privat@praxis-sara-becker.deLiebe Sara,Strafe muss sein!Nach Deiner für mich deprimierenden Mail vom Samstagnachmittag wusste ich erstmal nicht, wohin mit mir.Einmal noch las ich Deine Absage für unser erstes Treffen.Dann bin ich direkt vor die Tür, weil ich frische Luft brauchte.Nach ein, zwei Schritten stand ich vor einer Litfasssäule, und mein Blick fiel direkt auf die rosafarbene Werbung für eine Ü30-Party.Wenn das kein Zeichen war, weiß ich auch nicht, dachte ich und beschloss, aus dem verkorksten Tag noch etwas zu machen.Erinnerst Du Dich, dass ich jeden Besuch bei meiner Mutter zu etwas Besonderem mache? Möglichst unternehme ich etwas, was ich noch nie in meinem Leben vorher gemacht habe.Als ich in diesem Augenblick vor dem Plakat stand, wusste ich, da musste ich hin.Bis Mitternacht habe ich im Wohnzimmer gesessen, Bier getrunken und mehrere Mails an Dich formuliert, von denen ich aber keine abschickte.Um 24 Uhr bin ich dann – leicht angesäuselt – losgefahren.Diese Ü30-Plakate hatten mich schon öfter angeguckt, aber bisher war ich dafür nicht zu haben.Aber an einem Tag wie diesem Samstag, nach einer solchen Enttäuschung, musste es einfach sein.Ich meine, während meine Brieffreundin ein Date mit einem Fremden hat und ich sie in naher Zukunft nicht einmal zu Gesicht bekommen werde, soll ich alleine zu Hause rumsitzen? Niemals.Ich habe mich also flott gemacht und bin los.Disco haben wir früher zu einer solchen Veranstaltung gesagt, und so wurde es dann auch.Warst Du schon mal bei einer Ü30-Party? Nicht? Du hast etwas verpasst.Die Psychologen-Sara in Dir könnte ihre Schubladen im Nu füllen.Schon vor dem Eingang war ich erstaunt über die große Anzahl von Männern in Jeanshosen und ordentlich gebügelten Karo-Hemden, die ihre dicken Bäuche dadurch zu kaschieren versuchten, dass sie die Hemden nicht in die Hose steckten.Die Frauen waren zwar wesentlich einfallsreicher zurechtgemacht, aber man merkte auch ihnen an, dass die letzte Party schon ein wenig zurücklag.Mein erster Eindruck schwankte also zwischen irgendwie deprimiert und allgemein erleichtert.Gleich in der Schlange am Eingang machte ich die Bekanntschaft mit einer gewissen Carola, die mich ungefragt duzte (bin ich spießig?) und fragte, ob ich öfter herkommen würde (trage ich etwa Karo-Hemden?).Es stellte sich heraus: Wir waren beide das erste Mal da.Carola war Ende 30, Mutter von zwei Kindern (5 und 7 Jahre) und hatte sich vor zwei Jahren von ihrem Mann getrennt.Seit 8 Jahren war sie das erste Mal wieder tanzen.Wir standen keine drei Minuten in der Schlange, und ich kannte schon ihr ganzes Leben.Nachdem wir jeder 10 Euro bezahlt hatten, öffnete sich die Tür, und ich war gezwungen, zu Rick Astley «Never gonna give you up» zu tanzen.Denn wir hatten aus einer gewissen Nervosität heraus noch vor der Kasse beschlossen, sofort zusammen die Tanzfläche zu stürmen, um gleich das Eis zu brechen.Nun trällerte also Mr.Astley seinen Hit.Ich kann mich peinlicherweise noch an das Video erinnern!Schon nach wenigen Schritten auf der Tanzfläche verloren Carola und ich uns aus den Augen.Ich tanzte das Lied zu Ende und wollte mir dann ein Bier kaufen, blieb aber hängen, weil «Billie Jean» von Michael Jackson als nächster Song kam.Das Tolle an dem Abend war, dass alle unheimlich viel Spaß zu haben schienen.Kein cooles Gehabe, sondern pure Freude.Jeder Song wurde mit Gejohle und großen Gesten empfangen.Einige Damen schmissen die Hände beim Tanzen in die Luft, wie sie es vermutlich schon mit 14 Jahren in der Schule getan haben.Ich blieb also auch nach Michael Jackson noch auf der Tanzfläche und lachte sogar einer dicken Frau zu, die mir verdächtig flirtende Blicke zuwarf.Aber mehr passierte nicht, und sie gab schließlich auf, weil ich nicht weiter aktiv wurde (oder nicht genug auf ihre Flirtattacke reagierte).Keine Ahnung, wie lange der Spaß dauerte, aber bei «25 Years» von The Catch passierte es dann.Zuerst war es nur ein kleiner Kloß im Hals.Ich dachte noch, dass ich ihn einfach mit einem Bier runterschlucken könnte.Aber das Gefühl war stärker.Als Jugendlicher hatte ich mir die LP von The Catch gekauft, und dieses Stück war das einzig gute auf der Platte.Ich habe es ca.100-mal gehört.Als ich an diesem Abend dazu tanzte, hatte ich plötzlich einen Flashback.Ich war wieder in meiner ersten eigenen Wohnung.Das Gefühl von damals kam in allen Einzelheiten hoch.Für die Dauer des Songs war ich total ergriffen, sang laut mit und war gleichzeitig irgendwie wehmütig.Eine unerklärliche Sehnsucht packte mich.Gleichzeitig fühlte ich mich mit allen Anwesenden verbunden.Nach dem Song dachte ich, jetzt könne es nicht besser werden, also ging ich.Ich trat vor die Tür in die kühle Luft, schloss mein Fahrrad auf und fuhr los.Und an der ersten roten Ampel musste ich plötzlich heulen.Die Tränen liefen mir über die Wangen, ohne dass ich genau wusste, warum.Es floss einfach aus mir raus [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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