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.Mama hielt mich fest.»Geht es dir auch gut, Kätzchen?«, fragte sie.»Mir ging es nie besser«, log ich.Meine Stimme schwankte.»Wirklich? Ich mach mir Sorgen um dich«, sagte Mama.Das trieb mir schon fast die Tränen in die Augen.Ich war in einer so labilen Verfassung, dass ich bei jeder Kleinigkeit hätte anfangen können zu heulen.Aber ich beherrschte mich und stahl mich in mein Zimmer.Vielleicht gab es endlich eine Nachricht von Ravi.Noch immer war da die Einladung für den Abend mit ihm und seinem Vater, und natürlich war ich ängstlich, ob es dabei bleiben würde.Ich hatte mir einen superengen Rock »besorgt«, ich wollte total schön aussehen, so wie die Mädchen auf dem Maifest eben, die alle um Ravis Vater herumgestrichen waren …Nach wie vor lagerte ich die gestohlenen Sachen in der alten Futterkiste in dem Heuschober, auch ein Parfum von Gucci, das ich in einer Drogerie hatte mitgehen lassen.Ich hatte tatsächlich einen Spiegel organisiert, einen kleinen Spiegel, in dem ich mich betrachten konnte.Ich hatte Kamm und Bürste da, Deoroller, Kleenex und ein kleines Make-up-Set.Alles in der Kiste unter einer alten Pferdedecke.Der Schober war so eine Art Umkleidezimmer, das ich dort hatte, auf dem Weg zwischen zu Hause und der Schule.Was ich nicht wusste: Die Leute aus meiner Klasse kannten längst das Versteck.Ich weiß nicht, ob jemand mir nachspioniert hatte oder ob sie durch Zufall darauf gekommen waren.Ich weiß nur, ich hatte nie gesehen, dass mir jemand folgte, und nie hatte ich irgendein verdächtiges Geräusch gehört.Aber es gab Fotos von mir in diesem Heuschuber.Er war ja ein windschiefes, altes Holzding, und hatte überall Löcher, durch die der Wind pfiff.Es war kein Problem, dort irgendwo eine Kamera oder ein Handy davor zu halten.Wenn die Sonne schien, malten sich drinnen dicke Lichtstreifen auf die alten Heuballen, und es wurde ganz hell, hell genug für ein paar Aufnahmen - ohne Blitzlicht, das ich vielleicht gesehen hätte.Das Heu strömte einen gemütlichen Geruch aus.Ich fühlte mich geradezu wohl hier, es war fast wie ein zweites Zuhause.Ich blieb immer länger, probierte meine neuen Klamotten an, probierte neue Frisuren und versuchte, mir einzureden, dass ich schön wäre.Hatte Ravi nicht gesagt: Du bist schön? Selbst wenn er es nicht ehrlich meinte (was ich zumeist glaubte), hatte er es gesagt, und der Satz war in der Welt.Ein Mensch hatte zu mir gesagt: Du bist schön.Irgendwie hielt dieser Satz mich am Leben.Es war verrückt.In dem Heuschober ging es mir hundertmal besser als daheim.Hier stand kein Computer, der mich wie eine böse Hexe lockte.Und ich fühlte mich auch hundertmal besser als in der Schule.Hier gab es niemanden, der mir komische Blicke zuwarf, niemanden, der hinter meinem Rücken über mich lästerte, keine Mädchen, die die Köpfe zusammensteckten und tuschelten und sofort schwiegen, wenn ich näher kam.Der Heuschober - er war wie ein Zwischenreich für mich, ein nicht reales Reich, das wusste ich, es war ein geborgtes Leben, was ich da führte.Ich redete mir manchmal ein, ich sei eine Figur aus einem Märchen oder aus einem Film, ich dachte mir Szenen aus, warum ein junges Mädchen sich in einem Versteck wie diesem umziehen muss, eine Aschenputtelgeschichte, die natürlich so endete, dass der Prinz sich in das Aschenputtel verliebte.Ich glaube, nur weil ich diesen Zufluchtsort für mich hatte, konnte ich überhaupt so lange durchhalten.Endlich rief Ravi an.Es war der Tag, an dem wir zum Essen verabredet waren.Seine Stimme klang anders.Er war verlegen, das war mir schnell klar.Er fühlte sich unwohl.Ich war froh, ihn endlich wieder zu hören - wenn ich auch ahnte, fürchtete, was er mir sagen wollte.»Was hast du so lange gemacht?«, fragte er.»Das Übliche«, erwiderte ich.»Ich hab dich in der Schule nie gesehen«, sagte Ravi.Ich schwieg.»Wo warst du immer in den Pausen? Ich hab dich gesucht.«»Meistens in der Bibliothek«, sagte ich.»Jede Pause?«»Nicht jede.« Manchmal verstecke ich mich auch im Klo, dachte ich.Aber das musste er nicht wissen.»Ich muss dir nämlich was sagen.«Ich wusste es, bevor die Worte kamen.Es würde nicht zu diesem Abendessen kommen, Ravi hatte es sich anders überlegt.Ich wusste es.Ich spürte es durch das Telefon, dass etwas sich inzwischen geändert hatte.Es waren die Fotos, die er im Internet gesehen hatte, vor allem das letzte, ganz sicher.Es waren denn doch die Sachen, die sie über mich im Chat verbreiteten, gegen die ich machtlos war.Er wollte nicht mit jemandem wie mir gesehen werden, solch einem Mädchen.Selbst wenn er mich nicht wie die anderen für Dreck hielt, so war etwas von dem Dreck doch an mir kleben geblieben.Das spürte ich ja selbst.Beschmutzt.Angespuckt.»Es ist wegen des Abends, über den wir gesprochen haben«, sagte er.Er räusperte sich, er war kaum zu hören.»Ich weiß nicht, was du meinst«, erwiderte ich.Ich wollte seine Verlegenheit nicht mildern [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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