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.Als er mich sah, sagte er nur: »Ah! Und jetzt?«»Ich will Auto fahren«, sagte ich.»Schon mal probiert?« fragte er.»Nein«, sagte ich.Er holte eine Anmeldung hervor und begann sie auszufüllen.Ich kam näher und beugte mich zu ihm hinunter.»Zum Sonderpreis«, sagte ich vertrauensvoll in sein haariges Ohr.Wir sahen uns in die Augen.Ich war mir sicher, dass er mich nicht umbringen würde.In Deutschland kam man dafür ins Gefängnis.Er schob mir einen Zettel zum Unterschreiben hin und gab mir einige Broschüren.Zwei Tage später sollte ich zum theoretischen Unterricht erscheinen.So saß ich bald zwischen zehn Siebzehnjährigen auf einem Plastikstuhl und hörte mir die Vorfahrtsregeln an.Der Besitzer der Fahrschule stand vor einer Tafel und verschob Magnete in unterschiedlicher Farbe und kritzelte Pfeile dazu.Ich las die Regeln lieber in meinen Büchern nach, ich war mir nicht sicher, ob er mir das Richtige erzählte.Ich bestand die theoretische Prüfung mit wenigen Fehlern (Aminat hatte mich vorher mehrmals abfragen müssen), und dann hatte ich meine erste praktische Fahrstunde.Mein Fahrlehrer war ein kleines Onkelchen mit großen Ohren und traurigen Augen hinter dicken Brillengläsern.Ich setzte mich ans Steuer und er sich neben mich.Er zeigte mir die Spiegel und die Pedale und den Blinker.Ich wollte aber losfahren und drehte den Zündschlüssel.Das Auto hüpfte.Der Fahrlehrer zog den Schlüssel heraus und steckte ihn in die Tasche und begann alles von vorn.Aber ich war hier Kunde, wir waren hier in Deutschland, und ich sagte: »Ich bin hier, um zu fahren.«Der Fahrlehrer erzählte mir, dass ausgerechnet ältere Frauen große Probleme beim Erlernen des Autofahrens hatten.Selbst diejenigen, die in der Lage waren, den Prozess intellektuell zu begreifen, waren meist viel zu ängstlich.Sie konnten nicht Auto fahren, weil sie dabei zu viel fühlten.Deswegen musste man die Vorgänge mehrmals durchsprechen, dann lange auf einem Parkplatz üben, bis eine ältere Frau sich für nervenstark genug hielt, sich in den echten Straßenverkehr einer verkehrsberuhigten Zone zu wagen.»Schlüssel her, du Besserwisser«, sagte ich und deutete mit dem Finger auf die Tasche, in der er den Schlüssel hatte.Daraufhin hatten wir ein kurzes Gerangel.Er war leider schwer von Begriff.Aber ich bekam den Schlüssel, steckte ihn rein, trat in die Pedale, zerrte an der Kupplung.Das Auto war vermutlich etwas kaputt, es bewegte sich nur in Hüpfern, bevor es hustete und ausging.Ich probierte es weiter, mit einem Ellbogen den Fahrlehrer abwehrend, der versuchte, an den Schlüssel zu kommen.Er jammerte und schimpfte mit seinem leisen Stimmchen.»Psst, Opa«, bat ich, »sag mir lieber noch mal die Reihenfolge.«Er trocknete sich mit einem Stofftaschentuch die Stirn ab.Seine Knie waren etwas verkrampft.Er hatte auch Pedale auf seiner Seite, auf denen er die ganze Zeit stand – wahrscheinlich kam ich deswegen nicht vom Fleck.Er war sehr erstaunt, als es mir gelang, das Auto über den Parkplatz zu steuern.Ich streichelte das Lenkrad, trat fester in die Pedale, spürte am eigenen Leib, was nun die Bremse und was Gas war, und ich fuhr.Ich fuhr vom Parkplatz auf die Straße.Hier war es laut, viele Autos hupten.Der Fahrlehrer neben mir zuckte immer wieder zusammen und griff mir ins Lenkrad.Ich ließ ihn, wenn es ihm damit besser ging.Hauptsache, ich fuhr.Ich lernte schnell.Meine Nerven waren wie Drahtseile.Leider fiel ich bei der praktischen Prüfung zweimal durch, was verständlich war: Auch in Deutschland gab es Mafia, der Prüfer wollte vermutlich Geld, und ich hatte es nicht verstanden.Ich meldete mich wieder an, machte erneut die vorgeschriebene Anzahl der Stunden und hielt bald einen Führerschein in den Händen.Als ich mir später die Rechnungen noch mal durchsah, stellte ich fest, dass ich nur die Prüfungsgebühren gezahlt hatte.Alles Geld, das ich verdiente, legte ich in Umschläge und steckte sie zwischen meine Unterwäsche.Gelegentlich zählte ich nach, aber meist hatte ich den jeweiligen Betrag im Kopf.Ich verdiente sehr viel Geld, weil ich so gut war.Ich brauchte nur ein Wort zu sagen, und die Arbeitgeber erhöhten meinen Lohn um ein paar Mark.Ich gab nicht sehr viel aus.Zum Haareschneiden ging ich nicht in einen Salon, weil die Preise dort horrend waren.Eine meiner Arbeitgeberinnen ließ eine Friseurin nach Hause kommen, die der ganzen Familie die Haare schnitt, und ich durfte auch kommen.Ich hatte ausgezeichnetes Haar, sehr gute Gene, nichts war grau.Bei einer anderen Kundin ließ ich mir nach dem gleichen Prinzip die Nägel machen.An den Fingern ging es leider nicht, die brauchte ich zum Arbeiten.Aber meine Fußnägel waren perfekt.In Form gefeilt und kirschrot lackiert.Überhaupt hatte ich schöne Füße, schmal, nicht zu groß, nicht zu klein, sehr gepflegt, zum Liebhaben.Dieter wollte mich nicht ans Steuer seines Autos lassen.Inzwischen war mir klar, wie alt und hässlich es war – ich hatte schon ganz andere gesehen.Jedenfalls fing ich an, es einfach zu nehmen.Er war meistens zu Hause, und wenn ich das Auto brauchte, dann nahm ich mir den Schlüssel aus der Schublade und fuhr weg.Ich holte Sulfia mit Dieters Auto vom Flughafen ab.Ich fuhr zum ersten Mal allein eine solche Strecke.Streng genommen war ich zum ersten Mal allein auf der Autobahn.Mein Herz pochte vor Stolz und Aufregung.Ich verfuhr mich ein paarmal, kam aber rechtzeitig an.Ich hatte Sulfia nicht vermisst, ich war so beschäftigt gewesen.Trotzdem war es sehr gut, dass sie jetzt da war.Sulfia hatte Sehnsucht nach uns gehabt.Ich konnte nicht zu ihr, weil ich Aminat nicht mit Dieter allein lassen wollte, und ich konnte nicht mit Aminat hin, weil ich sie nicht aus dem Eingewöhnungsprozess, in dem sie mir so hinterherhinkte, rausreißen wollte.Jetzt stand Sulfia vor mir, mit einem Koffer, mit dem ich sie damals zur Abreise ausgestattet hatte.Er hatte Rollen, aber sie konnte ihn trotzdem kaum ziehen.Ihr Gesicht war aufgedunsen, die Haut teigig, und unter den Augen lagen tiefe Schatten.Ich sah Sulfia an und spürte einen heftigen Hass auf Kalganow
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