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.›Ich vergaß, daß es noch so etwas wie Schlaf gab.Die Nacht schien kaum eine Stunde zu währen.Über alles! Alles … Auch über die Liebe.‹›Ah, er sprach zu Ihnen über Liebe!‹ sagte ich sehr belustigt.›Ja, im allgemeinen.Er ließ mich Dinge sehen – Dinge!‹Er warf beide Arme hoch.Wir waren inzwischen an Deck hinausgegangen, und der Häuptling meiner Holzfäller, der in der Nähe herumlungerte, richtete seine schweren und glitzernden Augen auf mich.Ich blickte mich um, und ich weiß nicht warum, doch ich versichere euch, nie, nie zuvor war mir dieses Land, dieser Fluß, dieser Dschungel, ja sogar das Gewölbe dieses flammenden Himmels so hoffnungslos und so finster vorgekommen, so undurchdringlich für menschliches Denken, so erbarmungslos gegen menschliche Schwäche.›Und seitdem sind Sie natürlich immer bei ihm geblieben?‹ fragte ich.Im Gegenteil.Anscheinend war ihre Gemeinschaft des öfteren durch die verschiedensten Ursachen unterbrochen worden.Ihm sei, wie er mir stolz mitteilte, verstattet gewesen, Kurtz während zweier Krankheiten zu pflegen (er spielte darauf an wie auf ein gefahrvolles Heldenstück), aber in der Regel sei Kurtz allein gewandert, in den Tiefen der Wälder.›Sehr oft, wenn ich zu dieser Station kam, mußte ich tagelang warten, bis er auftauchte‹, sagte er.›Ah, es lohnte sich, zu warten! – manchmal.‹›Was hat er denn gemacht? Hat er das Land erforscht, oder was?‹ fragte ich.›O ja, natürlich‹, er habe eine Menge Dörfer entdeckt, auch einen See – er wisse nicht genau in welcher Himmelsrichtung; es sei gefährlich gewesen, allzu viele Fragen zu stellen – doch meistens hätten seine Expeditionen dem Elfenbein gegolten.›Aber er hatte doch längst keine Tauschwaren mehr‹, warf ich ein.›Sogar jetzt sind noch eine stattliche Menge Patronen übrig‹, antwortete er und blickte fort.›Um die Sache beim rechten Namen zu nennen, er plünderte also das Land aus‹, sagte ich.Er nickte.›Doch bestimmt nicht allein!‹ Er murmelte etwas von den Dörfern und dem See.›Kurtz brachte wohl den Stamm dazu, ihm Gefolgschaft zu leisten, wie?‹ riet ich.Er wurde ein wenig unruhig.›Sie beteten ihn an‹, sagte er.Der Klang dieser Worte war so ungewöhnlich, daß ich ihn forschend ansah.Das Gemisch aus Bereitwilligkeit und Widerstreben, von Kurtz zu sprechen, war recht merkwürdig an ihm.Der Mann füllte sein Leben aus, beschäftigte sein Denken, bewegte sein Gemüt.›Was wollen Sie?‹ platzte er heraus; ›er kam mit Blitz und Donner zu ihnen, wissen Sie – und sie hatten nie etwas Ähnliches gesehen – und er war sehr fürchterlich.Er konnte sehr fürchterlich sein.Sie dürfen Herrn Kurtz nicht wie einen gewöhnlichen Menschen beurteilen.Nein, nein, nein! Sehen Sie – um Ihnen nur einen Begriff zu geben – ich scheue mich nicht, Ihnen zu sagen, daß er auch mich eines Tages niederschießen wollte –, aber ich verurteile ihn deshalb nicht.‹›Sie niederschießen!‹ rief ich.›Weshalb nur?‹›Nun ja, ich hatte einen kleinen Vorrat an Elfenbein, den mir der Häuptling des Dorfes in der Nähe meines Hauses gegeben hatte.Wissen Sie, ich pflegte für sie zu jagen.Das wollte er also haben und war nicht zur Vernunft zu bringen.Er erklärte, er werde mich erschießen, wenn ich das Elfenbein nicht hergäbe und dann aus dem Land verschwände, weil er sich das erlauben könne und weil er es sich in den Kopf gesetzt habe und weil nichts in der Welt ihn hindern könne zu töten, wen immer er wolle.Und das stimmte auch.Ich gab ihm das Elfenbein.Was lag mir daran! Aber ich verschwand nicht aus dem Land.Nein, nein.Ich konnte mich nicht von ihm trennen.Ich mußte freilich auf der Hut sein, bis wir wieder eine Weile freundschaftlich miteinander verkehrt hatten.Damals machte er seine zweite Krankheit durch.Danach mußte ich ihm wieder aus dem Weg gehen; doch das verdroß mich nicht.Er lebte zumeist in jenen Dörfern am See.Wenn er zum Fluß kam, suchte er mich bisweilen auf; doch bisweilen war es für mich ratsamer, auf der Hut zu sein.Dieser Mann hatte zuviel gelitten.Er haßte das alles, und doch kam er irgendwie nicht davon los.Als sich einmal die Gelegenheit bot, flehte ich ihn an, den Versuch zu machen und fortzugehen, solange noch Zeit dazu sei; ich erbot mich, mit ihm zurückzukehren.Er stimmte mir auch zu und blieb dann doch; machte sich zu einer weiteren Elfenbeinjagd auf; verschwand für Wochen, vergaß sich selbst unter diesen Leuten – vergaß sich – verstehen Sie.‹›Wie denn! Er ist wahnsinnig‹, sagte ich.Er verwahrte sich voll Entrüstung dagegen.Herr Kurtz könne nicht wahnsinnig sein.Wenn ich ihn reden gehört hätte, noch zwei Tage zuvor, würde ich mich nicht unterstehen, solch eine Andeutung zu machen … Ich hatte, während wir uns unterhielten, mein Fernglas aufgenommen und betrachtete das Ufer, überblickte forschend die Ränder des Waldes im Umkreis des Hauses.Zu wissen, daß sich in jenem Busch Leute aufhielten, so stumm, so leise – so stumm und leise wie das zerfallende Haus auf dem Hügel –, beunruhigte mich.Das Antlitz der Natur verriet mit keiner Miene etwas von dieser erstaunlichen Geschichte, die mir da weniger erzählt als in trostlosen, von einem Achselzucken abgeschlossenen Ausrufen angedeutet wurde, in abgerissenen Sätzen, in Anspielungen, die in tiefen Seufzern endeten.Die Wälder blieben ungerührt, wie eine Larve – wuchtig, wie die geschlossene Tür eines Gefängnisses –, sie blickten mit der Miene verborgenen Wissens, geduldiger Erwartung, unnahbaren Schweigens herab.Der Russe erklärte mir, erst kürzlich sei Herr Kurtz zum Fluß zurückgekommen und habe all die Krieger jenes Seen-Stammes mitgebracht.Er sei mehrere Monate fortgewesen – wohl um sich anbeten zu lassen – und sei hier unvermutet eingetroffen, allem Anschein nach mit der Absicht, entweder jenseits des Flusses oder weiter flußabwärts einen Raubzug zu unternehmen.Offensichtlich hatte die Sucht nach Elfenbein den Sieg davongetragen über – wie soll ich's nennen? – seine weniger materiellen Bestrebungen.Er habe sich jedoch plötzlich viel elender gefühlt, ›Ich hörte, er liege hier hilflos, und so kam ich herauf – ergriff die Gelegenheit‹, sagte der Russe.›Oh, er ist übel dran, sehr übel.‹ Ich richtete mein Fernglas auf das Haus.Da war kein Lebenszeichen zu sehen, doch da war das baufällige Dach, die lange Lehmwand, die über dem Gras hervorlugte, mit drei kleinen, rechteckigen Fensterlöchern, von denen nicht zwei dieselbe Größe hatten; all das wurde nun in Reichweite meiner Hand gebracht.Und dann machte ich eine ruckhafte Bewegung, und einer der übriggebliebenen Pfähle jenes verschwundenen Gatters sprang ins Blickfeld meines Fernglases [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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