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.»Ja«, sagte er überzeugt, »so groß ist derNationalsozialismus.«Westroff-Meyer hörte es nicht.Bei der Aktion in der nächsten Ortschaft war sein Magen leer wie sein Kopf.Aber er war wieder dabei.16711.KAPITELZwei Monate später, kurz vor der Weihnacht 1941, treffen Klaus und Doris wieder zusammen.Um zu heiraten.Die Heimatstadt überschüttet sie mit Aufmerksamkeit.Unter dem Poststapel liegen auch einige Briefe mit schwarzem Rand.Während die einen dem jungen Paar Glück wünschen, zeigen die anderen das Leid an.Doris und Klaus stehen vor dem Gabentisch, betrachten die bescheidenen Geschenke und die vielen Blumen, von denen manche als typischeKriegsgewächse verzweifelt dem Schnittlauch ähneln.Doris wurde noch einmal zum Stillschweigen über ihre Erlebnisse beim Lebensborn vergattert und in ein anderes Lager versetzt, in dem sie mit anderen, ebenso schweigsamen Mädchen zusammenkam.Vor ihrer Berührung mit dem Lebensborn hatte sie sich freiwillig für dieFührerinnenlaufbahn des RAD gemeldet Jetzt kämpfte sie um ihre Entlassung.Als verheiratete Frau hatte sie mehr Chancen, dem kompostfarbenen Tuch zu entrinnen.Das Geschwader von Klaus wurde zur gleichen Zeit nach dem Osten verlegt, was ihm vier Tage Heiratsurlaub einbrachte.Sein eigenmächtiger Start war ohne Folgen geblieben und fiel gar nicht weiter auf, da schon Minuten später die anderen Kameraden ihre Me’s aus den Boxen holten.Sie schossen vier Feindflugzeuge ab und ließen drei eigene zurück.Wenn Oberstleutnant Berendsen nicht gefallen wäre, hätte er einen letzten Triumph erlebt: Keiner seiner Leute denunzierte ihn fahrlässig oder absichtlich.Sein Werk, seine Schule, seine Männer.Ein paar Tage später kam der neue Kommodore, Oberst Prillmann, ein sehniger, hochaufgeschossener Offizier, der stiller war und weniger trank als sein Vorgänger und ihm im 168übrigen doch sehr ähnelte.Er stellte sich beinahe wortlos vor, nickte und zog sich wieder zurück.Eines Tages ließ er Klaus kommen.»Hören Sie, Steinbach«, sagte er und wies auf den Personalakt des jungen Staffelkapitäns, »Sie sind ein vorzüglicher Soldat.ich weiß.da hat mir eine SSDienststelle einen Wisch geschickt.politische Beurteilung.Ich will Ihnen nichts vormachen.sie ist vernichtend.«»Jawohl, Herr Oberst«, erwiderte Klaus.»Mich geht diese Sache nichts an«, fuhr der neue Kommodore fort.Sein Gesicht wurde melancholisch.»Aber ich will nur einwandfreie Leute in meinem Geschwader haben.Haben wir uns verstanden?«»Jawohl, Herr Oberst.«Der Kommodore nahm den Brief des Westroff-Meyer, rißihr durch und warf ihn in den Papierkorb.»Wo die Durchschläge herumflattern, kann ich Ihnen allerdings nicht sagen«, brummte er zum Abschluß.So war der erste Schlag des Heimleiters Westroff-Meyer in den Papierkorb gefallen.Klaus lernte, ihn zu vergessen.Entweder er flog oder er dachte an Doris.Und jetzt ist es soweit.Sie stehen nebeneinander in der Kirche, die Klaus bisher nur aufgesucht hatte, wenn es unumgänglich war.Doris trägt, entgegen dem Protest ihrer Mutter, ein dunkles, schickes Schneiderkostüm.»Zieh doch deine Uniform an«, hat Frau Korff gejammert,»die Leute sollen nur sehen, daß du im Einsatz bist und dich bewährst.«Die schlichte Klarheit der gotischen Kirche nimmt sie beide gefangen.Auf einmal empfinden sie Ruhe, Stille, 169Geborgenheit.Draußen vor dem großen Kirchenportal ist schon wieder Krieg.Hierher aber hat sich Gott zurückgezogen.Klaus Steinbach muß ständig an Oberleutnant Kirn denken, der oft 50 Kilometer weit zu einer Feldmesse gefahren war.Vor einer Woche hat ihn das Geschwader beigesetzt.Dann spürt er den leichten Druck von Doris.Ihr Gesicht ist blaß, aber weich.Das lange Blondhaar liegt links und rechts der hohen, klaren Stirne.Ihre Augen saugen sich an der Zeremonie fest, als wollten sie sie für alle Zeit auswendig lernen.Sie betrachtet den Mann von der Seite.Und sie weiß, daßsich heute etwas erfüllt, wovon sie als Kind spielerisch träumte, wonach sie sich als junges Mädchen sehnte und was sie nunmehr, in, der reifen Zärtlichkeit der Frau, erleben darf.Mein Gott, wie reich sind wir, denkt Doris.Dann zuckt sie bei den Worten des Priesters zusammen:».bis der Tod euch scheide.«Ihre Lippen werden schmal.Für einen Augenblick besetzt der Krieg selbst noch die Kirche.Auch Klaus hörte es.Ohne Doris wäre vielleicht alles viel leichter, überlegt er.Wie soll ich jetzt noch starten, fliegen, kämpfen? Das große Kreuz am Altar verwandelt sich in das Balkenkreuz am Rumpf seiner Messerschmitt.Auf einmal stehen rundherum Kreuze, vorne, rechts, links, hinten.Aus Holz.Provisorisch gebastelt.Namen in Tintenschrift.Gebrochene Erkennungsmarke.Führer befiehl, wir folgen dir.Und dann braust die Orgel, mächtig in ihrer Feierlichkeit, und feierlich in ihrer Macht, denn sie übertönt das Krepieren der Granaten, das Krachen der Bomben, die Schreie der Kinder in Polen, das Leid, die Nacht, den Nebel, die Verwirrung, den Tod.Dann sind Doris und Klaus zusammen.Allein.170»Drei Tage«, sagt die junge Frau.»Eine Ewigkeit«, erwidert Klaus.»Vorher.«, antwortet Doris leise.»Wo bleibt ihr denn?« ruft die Mutter.Sie hat ihr Kränzchen von der Frauenschaft um sich versammelt und will das junge Paar herumzeigen.Wenn ich nicht aufpasse, überlegt Klaus, dann deutet sie mit dem Zeigefinger noch auf meine goldene Frontflugspange.»Ich bin froh«, sagt Doris, »daß es mit uns soweit ist.«»Froh?«»Nein, glücklich natürlich.«»Hast du es denn anders erwartet?«»Niemals.und du?«»Wie kannst du nur fragen?«Doris tritt an das Fenster.Sie ist etwas voller geworden, es steht ihr gut, ihre Augen glänzen.Die Haut in ihrem Gesicht glüht.Klaus geht auf sie zu, legt den Arm um ihre Schultern, zieht sie ganz fest an sich.»Klaus.«, setzt sie zögernd an, »wir werden bald nicht mehr allein.du, ich.wir.«»Wir?« fragt er, immer noch lachend.»Ja«, wiederholt sie sanft, »wir werden bald nicht mehr allein sein.«Im ersten Moment begreift er es nicht.Dann um so schneller, um so drängender.»Mein Gott, Doris.«, sagt er.Das Glück ist ohne Grenzen.Der Krieg hatte die Flitterwochen für Doris und Klaus auf zweiundsiebzig Stunden reduziert.Die Frist war allzu kurz.Sie 171reichte nur zu einer Vorahnung des Glücks.Die beiden jungen Menschen spürten, daß jede Sekunde ein Stück von der Gegenwart abbröckelte.Sie begannen, immer wieder nach der Uhr zu sehen.Sie versuchten, den Schlaf zu betrügen.Ihre Gedanken wollten sich am Abschied vorbeidrücken.Aber Klaus und Doris dachten daran, stetig und hoffnungslos, ob sie die Zärtlichkeit einhüllte, ob sie sich in die Augen sahen oder nebeneinander hergingen, ob sie allein waren oder in Gesellschaft törichte Fragen beantworten und sich für gewohnheitsmüde Glückwünsche bedanken mußten.Noch Sechsundsechzig Stunden.Noch fünfzig.Noch vierzig.Die Zeit wurde zwischen Traum und Erfüllung, Sehnsucht und Angst zerrieben.Einen Tag vor seiner Abfahrt traf Klaus seinen Vater allein im Arbeitszimmer.Der Direktor Hans Steinbach war alt und schmal geworden, lachte selten und sprach wenig.»Glücklich?« fragte er.»Ja«, erwiderte der junge Fliegeroffizier.Hans Steinbach stand auf.»Glück ist das Teuerste, was es im Krieg gibt, nicht wahr, mein Junge?«Klaus nickte stumm.»Vater.«, begann er umständlich, »ich habe noch eine Bitte.«»Ja, mein Junge.«»Du sollst dich.wenn ich weg bin.um Doris kümmern
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